Rezension

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist das Biest in deinem Land?

Haus der tausend Spiegel - Susanne Gerdom

Haus der tausend Spiegel
von Susanne Gerdom

Bewertet mit 4 Sternen

In diesem Buch herrscht ein magisches Märchenflair, verwoben mit einer Menge Mystery. Mit vielen wundervollen eigenen Elementen, erschafft die Autorin eine „Die Schöne und das Biest“-ähnliche Version und erzählt eine fantasievolle Geschichte.

Die Protagonistin in diesem Buch ist eine Hexe namens Annabelle, die von allen nur Annik genannt wird. Als Aufnahmeprüfung zur Universität, wird sie zu einem düsteren, dunklen Anwesen geschickt, um ein Rätsel zu lösen. Vorher muss sie überhaupt erst mal herausfinden, um was für ein Rätsel es sich handelt und nimmt währenddessen die Stelle als Kindermädchen im Haus an. Annik ist weder ein überirdisch schönes Mädchen, noch gehört sie zu den besten Hexen, aber dafür hat sie ein ausgeprägtes Feingefühl für Menschen, beziehungsweise deren Empfindungen und lässt häufig ihre Intelligenz hervor schimmern. Mit ihrer frechen, lustigen, mitfühlenden und einfach normalen Art, sticht sie als Protagonistin aus der Masse heraus.

In dem riesigen Anwesen trifft sie auf Daniel, der sich vor dem Licht zu verstecken scheint, auf Gabriel, dessen Gesicht Annik immer mit einer Eismaske vergleicht und dessen Augen ihr so leer entgegenblicken. In der Bibliothek lernt sie Rafeal kennen, der geistlich mehr Kind, als Mann zu sein scheint, aber ihr immer mit einem Lächeln begegnet und dann ist da noch der 5-jährige Elias, auf den sie aufpassen soll, der sich dabei aber im inneren eines Koffers versteckt und das den ganzen Tag über. Einige Bedienstete spielen auch noch eine gewisse Nebenrolle, aber es sind eher die vier Jungs/Männer und Annik, die charakterlich am besten ausgearbeitet wurden und dadurch im Vordergrund stehen. Alle Bewohner des Anwesens wirken ein wenig merkwürdig und scheinen etwas zu verbergen. Die Rätselsuche erweist sich also als nicht ganz so einfach, aber dafür als umso spannender.

Alle Charaktere haben ihre eigenen Eigenschaften und Geschichten, die man voller Vorfreude kennenlernt. Genauso viele Geheimnisse (wenn nicht sogar doppelt so viele), wie Fetzen an Informationen, werden aber immer wieder aufgeworfen. Die Fantasy-Elemente sind grandios, spannend und oft sehr originell. Besonders Spiegel spielen eine wichtige und zentrale Rolle, die ich als Idee noch nirgends so in einem Buch angetroffen habe. Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und voller schöner Beschreibungen, die ich auch selten in anderen Geschichten angetroffen habe. Von vielen habe ich noch überhaupt nicht gehört, so dass ich geistlich immer einen Notizstift und Block herausgeholt habe, um diese schönen, bis ins Mark zur Situation passenden Beschreibungen, innerlich zu notieren und nicht mehr zu vergessen.

Was mich aber doch ein wenig gestört hat war, dass die Protagonistin eigentlich bereits sehr früh, einige Informationen zu dem Mysterium indirekt zugeschoben bekommt, sie aber entweder ignoriert, nicht weiter betrachtet oder erst ab einem späteren Zeitpunkt für wichtig empfindet. Einige Informationen oder Mysterien, wurden bis zum Ende auch nicht weiter erklärt oder es wurde nicht weiter drauf eingegangen und eigentlich wirkt die Geschichte mit dem Ende abgeschlossen, so dass ich nicht mit einer Reihe und weiteren Antworten rechne. Das große Obermysterium, war zugegeben, wirklich gut durchdacht und genial, aber den groben Verlauf, hatte ich eigentlich schon ab einem bestimmten Informationsfetzen ziemlich heraus und das bereits ein wenig zu früh in der Geschichte. Das Buch ist durchzogen von einer gewissen Spannung und Mystery, aber zumindest bei mir, war ab einem bestimmten Punkt zumindest der Überraschungs-Effekt weg.

Fazit:

Eine magische "Die Schöne und das Biest"-Adaption, verbunden mit einem spannenden Spiegel-Mysterium. Die Geschichte wurde gut durchdacht, besitzt vielseitige, interessante Charaktere und wickelt den Leser in eine düstere, aber zauberhafte Welt ein. Nur das häufige "ignorieren" von Informationen seitens der Protagonistin und die gewisse Vorhersehbarkeit, die sich gegen Ende immer stärker entwickelt, hat mich ein wenig gestört.