Rezension

Splitter aus russischem Kinderalltag auf dem Land

Ein glücklicher Zufall, 1 Audio-CD
von Ljudmila Ulitzkaja

Bewertet mit 4.5 Sternen

Genja Pirapletschikow, der kleine Junge, der ohne Vater aufwächst und wegen seines Namens häufig verspottet wird, weiß wenig vom Glück. Erst als die Nachbarskinder sein Talent entdecken, Tiere und Flugzeuge aus Papier zu basteln, wird Genja zum Baumeister und die Papierwunder werden zum gemeinsamen Spielzeug … Sechs wunderbare, anrührende Geschichten für Kinder und Erwachsene über kleine und große Momente. (Amazon) 

1 CD, 75 Minuten Laufzeit, gelesen von Hannelore Hoger 

Inhalt (6 Erzählungen nicht nur für Kinder):
1. Ein Papiersieg (s. Klappentext)
2. Der Flüster-Opa: Ein Mädchen zerbricht die Uhr seines Bruders, die dessen kostbarster Besitz ist.
3. Die Wachsente: Ein Lumpensammler fährt regelmäßig mit seinem Karren durch das Dorf und tauscht abgelegte, alte oder zerrissene Stoffe gegen Talmi. Walka wünscht, sie besäße etwas, um es gegen eine Wachsente zu tauschen.
4. Die Nägel: Serjoscha kommt in den Ferien zum Urgroßvater, wo ihm anscheinend alles erlaubt ist – aber auch die Konsequenzen hat er zu tragen.
5. Ein glücklicher Zufall: Halima lüftet das Bettzeug der Familie in der ersten Frühjahrsonne auf dem Hof, belauert und beschimpft von Nachbarin Kljukwina.
6. Das Kohlwunder: Zwei Mädchen, Waisen, die bei der spröden, strengen Großmutter leben, erhalten den Auftrag, Kohl am Gemüsewagen zu kaufen. Sie verlieren das Geld.

Allen Erzählungen ist gemeinsam: Das Leben der Kinder ist nicht leicht; sie sind (Halb-) Waisen, leben in Not und einem ärmlichen, unwirtlichen Zuhause und / oder leiden unter der Feindseligkeit ihrer Umgebung. Dennoch gelingt es der Autorin, trübselige, verzweifelte und trostlose Situationen in ein optimistisches Licht zu rücken. Sicher, die entscheidenden Probleme sind nicht beseitigt, und der nächste Konflikt steht vor der Tür, aber im Augenblick strahlt ein bisschen Glück in das karge Leben der Kinder, und kleine Wunder geschehen immer wieder. 

Leider habe ich nur das Audiobuch gehört. Wer Interesse hat, sollte sich lieber das gebundene Buch besorgen, in dem die poetischen Geschichten ansprechend illustriert sind. 

Hannelore Hoger liest präzise, variiert das Tempo, verstellt ihre Stimme nicht (mag ich bei Hörbuchsprechern nicht).