Rezension

Starke Frau, schwacher Mann!

Volarus Erbe - Mark Silving

Volarus Erbe
von Mark Silving

Bewertet mit 3 Sternen

Asaria, Häuptlingstochter der Ziawi, schlägt sich gerade mit alltäglichen Sorgen und Nöten - nämlich wie sie ihrem Vater am besten klar macht, dass sie zunächst Heiraten möchte, Tradition hin oder her - herum, als ihre Welt mit einem Ruck aus den Fugen gerät. Ein Gesandter ihres Gottes kommt ins Dorf und verspricht, ihr Leben zu verändern. Tut er auch - nur nicht zum Guten. Ein Strudel aus Hass, Unterdrückung und Gewalt beginnt. 
Eine andere Zeit, ein anderer Ort - Chad ist ein Zweifler am System, an seinem Leben, an allem. Bis er einen Blick auf Asarias Leben wirft. 

Ja, ich weiß. Meine Überschrift ist reißerisch. Aber ganz ehrlich, ich hab mich noch zusammengerissen. Mein erster Impuls war "Die stolze Amazone und der Lappen" - das erschien mir dann doch zu krass. Aber es trifft die Sache irgendwie auf den Punkt. Und ich bin mir auch jetzt noch nicht sicher, was ich davon halten soll. Irgendwas in mir freut sich ja diebisch, dass das scheinbar schwache Geschlecht mal deutlich am längeren Hebel sitzt. Andererseits.. naja, fangen wir von vorne an. 

Am Anfang hab ich mich schwer getan. Wir beginnen bei Chad - und an dem Kerl kann ich auch nach dem kompletten Buch noch kein einziges gutes Haar lassen. Er wirkt wie ein Jammerlappen, ein Opportunist, ein Chauvinist. Sein kleines beschränktes Universum kreist nur um sich selbst. Und später halt noch um Asaria. Verbesserung? Mitnichten. Denn auch wenn er sich im Laufe des Buches zumindest was sein Verhalten betrifft ein bisschen am Riemen reißt sind seine Beweggründe immer noch genau so ätzend wie zu Beginn. 
Sobald wir allerdings in Asarias Welt gekippt sind wurde es besser - denn die ist ähnlich fantastisch wie Chad ätzend ist. Stark, klug, rebellisch genau im richtigen Ausmaß. Da geht mir mein Herz auf! 

Was danach kommt hat mich immer mal wieder ein Avatar erinnert, ohne geklaut zu wirken. Die Passagen rund um Asaria waren toll. Sie haben alles, was man sich als Leser wünscht. Spannung, Dramatik, eine fremde Welt, ein bisschen Magie. 
Auch wenn es mir manchmal ein bisschen zu viel war (ich hab das Gefühl in dem Buch neigen alle ein bisschen zur Melodramatik) hab ich's genossen. Aus vollen Zügen. Und hätte jedes mal fluchen können, wenn ich wieder rausgerissen wurde. Zurück zu Chad. Uah. 

Durch die beiden Gegensätze hat sich die Geschichte für mich irgendwo in einem Mittelmaß eingependelt. Was ok ist, für einen Auftakt, wirklich. Ich hab auf jeden Fall tierisch Lust auf Teil 2. Warum? Erstens weil ich immer noch die leise Hoffnung hab, dass Chad sowas wie ein Rückgrat wächst. Und zweitens hat Silving dass schon ganz schön geschickt gemacht, mit dem Cliffhanger am Ende..