Rezension

Starke Frauen

Tiergarten Schönbrunn – Menagerie der Träume -

Tiergarten Schönbrunn – Menagerie der Träume
von Beate Maly

Bewertet mit 4 Sternen

Mit diesem Roman versetzt uns die Autorin in das Jahr 1914, als Emma in Wien ihre Stelle als eine der ersten Tierpflegerinnen im Wiener Zoo antritt und der erste Weltkrieg beginnt und katapultiert uns dann sofort zum November 1917 weiter. Wir erleben zusammen mit Emma die Zeit des ersten Weltkriegs, die Entbehrungen die diese Zeit mit sich bringt.

Der Autorin gelingt es durch eine sehr gute Recherchearbeit, die Rolle der Frau in diesen Zeiten genauso gekonnt zu beleuchten wie die Kriegsleiden sowohl der Männer im Krieg selbst als auch die der Familien die zu Hause bang auf Nachricht warteten und irgendwie durchkommen mussten. Sie zeichnet ein Bild der Versorgungslage, des Hungers und des täglichen Überlebenskampfes.

Mittendrin Emma, ihre Schwester Grete und all die anderen Protagonisten des Buches. Dank dieser authentisch gezeichneten Figuren sind mitten in kalten Winter 1917 mitten in Wien, wo der Kampf um Lebensmittel und Brennmaterial auf der Tagesordnung stehen. Wir erleben aber auch mit, wie der Zoo in Wien ums Überleben kämpft, wie die wenigen verbliebenen Mitarbeiter dort darum kämpfen, dass auch die Tiere ein würdiges Überleben erfahren.

Auch zur Rolle der Frau, zu den Kriegsleiden oder zur Versorgungslage der Menschen im Krieg, vermittelt der Roman ein äußerst authentisches Bild.

Emma sieht Tiere nicht nur als Anschauungsobjekt, sondern als Wesen mit Herz und Seele. Ihre Verbindung zu Fanny, dem Orang-Utah-Mädchen hat mich tief berührt. Emma hat mich mit ihrer Art und Weise, Dinge anzugehen, anzunehmen und ihrer Tierliebe sehr begeistert. Gut, ich hätte sie auch hin und wieder gerne mal schütteln mögen, aber dennoch waren auch diese Momente wiederum sehr glaubhaft geschildert.

Julius als der männliche Gegenpart war auch ein Mensch mit Ecken und Kanten, mit tiefen seelischen Wunden, ist sehr glaubhaft gezeichnet. Ich konnte gut verstehen das er es leid war, Gewalt mit anzuschauen, zu erleben und auch die Szene mit dem Zebra … ich hätte es auch nicht übers Herz gebracht.

Der Unsympath schlechthin war für mich von Kochaus. Ich hätte gern mehr zu den Hintergründen von ihm gewusst. Denn auch wenn er ein totaler Ekel war, es muss einen Grund haben, warum er so ist. Dennoch, nach dem Buch lasse auch ich kein gutes Haar mehr an ihm.

Meine „Lieblingsfigur“ im Buch ist aber Fanny – in Zukunft werde ich Affen mit ganz anderen Augen wahrnehmen.

Es war ein Buch, das mich sehr gut unterhalten hat und wo ich Spaß hatte es zu lesen.

Meine Wertung: 4 von 5 möglichen Sternen :-) Den Zoo in Wien muss ich mir irgendwann mal anschauen.