Rezension

Starkes Buch, toller Gesellschaftsroman

Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah -

Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah
von Cho Nam-Joo

Bewertet mit 4 Sternen

Erster Eindruck:
Der Schreibstil wirkt auf mich anfangs sehr blumig. Es war erwachsener und realer als ich es als vorwiegend Fantasy-Leserin gewohnt war. Das fand ich gar nicht mal so schlecht.

Protagonistin:
Die Protagonistin Mani, die wir überwiegend durch ihre frühen Erinnerungen begleiten, erzählt uns von einem Leben, das alles andere als komfortabel ist. Manis Träume sind groß, doch ihre Möglichkeiten begrenzt. Wir erleben die Gedanken der 9-jährigen Mani und die der Erwachsenen unverheirateten Mani, die viel Verantwortungen auf ihren Schultern trägt.

Meine Meinung:
Oft habe ich mich noch nicht an das Genre des Gesellschaftsroman getraut, aber hier wurde ich neugierig hinter die Kulissen eines Lebens zu blicken, das anders als das ist das ich kenne. Es liest sich etwas wie ein Tagebuch, aber viel flüssiger. Die Autorin erzählt in einem nüchternen, ja fast schon resignierten Ton von den Lebensumständen. Es wird nichts ausgeschmückt und das regt etwas zum nachdenken an, wie unterschiedlich die Leben in einer Stadt wie Seoul sein können. Die Zwischentöne beim Lesen lassen einen als Leser*in selbst bestimmen, welche Gefühle dies in einem auslöst. Cho Nam-Joo beschreibt für mich ein Leben, das fernab vom Glanz der Großstadt ist, obwohl sie nur eine kurze Fahrt entfernt ist. Das Ende war eines das viel ungesagt und Fragen offen ließ. Doch eine hat mich die ganze Zeit nicht losgelassen: „Wieviele Manis es wohl im Jahr 2024 da draussen noch so gibt?“ und wie schwer es sein muss, diesen Kreislauf zu durchbrechen.