Rezension

Stimmungsvolles Phantastikmärchen

Irrlichtfeuer - Julia Lange

Irrlichtfeuer
von Julia Lange

Eine Katastrophe bricht in der Stadt Ijsstedt aus - die Fördertürme des Irrlichtgases explodieren und viele Menschen verlieren ihr Leben. Die Überlebenden hoffen auf die Unterstützung der Königin, aber die interessiert sich kaum für ihr Volk. Die daraus entstehende Widerstandsbewegung wird immer größer und schließlich zur Gefahr für den Frieden. Mittendrin: Alba, ein Mädchen aus gutem Hause, das sich aber weder für die Probleme des Widerstands noch für ihre privilegierte Gesellschaftsschicht interessiert; sie träumt nur vom Fliegen und hat heimlich eine Flugkonstruktion entwickelt, mit der sie in die Lüfte gehen will. 

Und dann sind da noch die geheimnisvollen Irrlichtkinder; zwar menschlich, aber durch die Kontamination mit Irrlicht mit magischen Fähigkeiten ausgestattet, die niemand kontrollieren kann. Als dann durch einen furchtbaren Mord und einen aussichtslose Liebe auch noch das Gleichgewicht zwischen den Paten der einzelnen Stadtteile aus den Fugen gerät, wird ein Strudel von Ereignissen in Gang gesetzt, der sich kaum noch aufhalten lässt.

"Irrlichtfeuer" ist der erste Roman, den die Autorin Julia Lange veröffentlicht hat, und ich finde, er ist ihr wirklich sehr gut gelungen. Es ist Winterbeginn, die ersten Flocken fallen, und wir begleiten Alba auf ihren Gängen durch die Stadt, frieren mit ihr und freuen uns mit ihr über ein wärmendes Kohlefeuer. Diese ganz besondere Atmosphäre durch ihre Augen zu sehen, hat mich ganz tief in die Geschichte eintauchen lassen und in die richtige Lesestimmung versetzt.

Nach und nach lernt man auch die anderen Protagonistengruppen kennen. Insbesondere haben mich die Irrlichtkinder fasziniert; zuerst erscheinen sie unnahbar und geheimnisvoll, aber da mit der Zeit auch ihr Innenleben beleuchtet wird, kamen sie mir sehr schnell näher. Dadurch, dass sie augenscheinlich durch den königlichen Stab unter Kontrolle sind, in Wirklichkeit aber ihr Eigenleben führen, sind sie immer für Überraschungen gut und spielen ihre eigene Rolle in der Handlung. Durch eine zahme Krähe, die eine meiner Lieblingsfiguren war, kommt Alba in Kontakt mit einem Irrlichtkind, und diese Konstellation hat für mich richtig gut funktioniert.

Daneben wird die Handlung aber von den Machtspielchen der Obrigkeit und der Bandenführer in den Stadtteilen geprägt, begleitet von den Aktionen der Widerstandsbewegung. Alba sieht sich zunehmend hinein gezogen in diese wechselvollen Entwicklungen und versucht ihre eigene Rolle zu spielen. Leider gerät dadurch das Fliegen etwas in den Hintergrund, was ich schade fand; dennoch zaubert uns die Autorin einige wirklich tolle Szenen mit Gänsehautgarantie, die sich in der Luft abspielen. 

Das Ende ist in sich abgeschlossen und ich war auch ganz zufrieden mit dem aufregenden Showdown, aber die Autorin lässt auch noch genügend Freiraum für die Fantasie des Lesers. Der Sprachstil ist solide und angenehm zu lesen, ohne stilistisch herausragend zu sein. Eine klare Empfehlung an alle Phantastik-Fans, und ich hoffe, Julia Lange wird in dieser Art noch weitere Romane vorlegen - ich würde sehr gerne mehr von ihr lesen.