Rezension

Strafvollzug und Justizirrtum

The Guardians -

The Guardians
von John Grisham

Bewertet mit 4 Sternen

Dieser Autor ist unheimlich produktiv und obwohl er nicht mehr an seine ersten Romane heranreicht - ist er immer noch besser als viele andere Krimiromanschreiberlinge, weil er immer ein brisantes Thema am Start hat.

Kurzmeinung:

Man merkt einfach, dass Grisham aus dem Juristenmilieu kommt, er weiß, von was er redet.
 

In „The Guardians“ widmet sich eine kleine Organsiation, nämlich der namensgebende Verein „The Guardians“ der Aufgabe, Menschen, die vermutlich einem US-Justizirrtum zum Opfer gefallen sind und lebenslange Freiheitsstrafen verbüßen und/oder zum Tode verurteilt wurden, auf juristischem Wege wieder freizubekommen. 

Ein Rechtsanwalt, unser Held, hat nach einem Burnout mit Nervenzusammenbruch umgesattelt und wurde Theologe. Pfarrer. Aber nachdem er seine wahre Berufung gefunden hat, widmet er sich voll und ganz und mit Hingabe dieser Aufgabe. Sie ist ihm Amt und Pflicht und Herzenssache zugleich und vereinigt seine beiden Berufe, Theologe und Jurist. Im Laufe der Zeit haben „The Guardians“ es in acht Fällen vermocht, Justizirrtümer aufzuklären und ihre Klienten freizubekommen. Jede Fallbearbeitung dauert mehrere Jahre. Nun arbeiten sie wieder an einem komplizierten Fall. Der Leser steigt in der heißen Phase ein und begleitet Held und Fall bis zum guten Ende.

John Grisham erläutert in seinem Roman, wie langwierig das Bemühen um eine Wiederaufnahme eines Verfahrens im Strafrecht ist, welche Widerstände zu überwinden sind, nicht nur juristischer, sondern oft auch politischer Natur. Dabei bemüht er sich natürlich um Spannung. 

Doch dieser Roman lebt nicht wirklich von seinen wenigen spannenden Momenten. Gelegentlich hat er sogar tiefe Plotlöcher „oh, they have plenty of gun thugs, and these guys are not always sophisticated assassins. They’re bruts who’d rather cut off a man’s head with an axe than put a ballet in it. A couplet of shotgun blasts to the face is tame for these boys. Their murders are messy because they want them to be. If they leave behind clues, they don’t care. You are never going to find them because they are back to Mexico or Panama. Somewhere in the jungle.“ Wie praktisch! 

Der Roman lebt viel eher von der Frage oder dem Nachsinnen darüber, wie sinnvoll lebenslange Freiheitsstrafen oder die Todesstrafe, vollzogen erst nach Jahrzehnten nach dem Urteil, überhaupt sind. Damit in engem Zusammenhang, wie kompliziert das System ist, das kaum Raum für Überprüfungen läßt. 

Ich habe diesen Roman gerne gelesen, obwohl er eine einfache Sprache hat und reichlich lang ist. Grisham kann einfach präsentieren. Und wie er seine Plotlöcher stopft, ist auch amüsant. 

Fazit: Ein Grisham bleibt ein Grisham. Brisantes Thema, gefällige Schreibe, nicht immer mit Hochspannung, aber mit mehr Tiefe als in anderen Thrillern. 

Kategorie: Kriminalroman. Thriller.
Dell, 2019