Rezension

Streng genommen kein Zombieroman

Dead. Bd.1 - Craig DiLouie

Dead. Bd.1
von Craig DiLouie

Bewertet mit 3 Sternen

Eine Seuche unbekannten Ursprungs überrollt die Menschheit und stürzt diese in den Abgrund. Die wenigen Überlebenden versuchen ihren Weg zu gehen. Der Leser begleitet fünf davon, zusammen mit dem kläglichen Rest einer Militäreinheit und ihrem Panzer. Sie müssen sich alle mit Horden von Infizierten und anderen schrecklichen Mutanten herumschlagen auf der Suche nach Nahrung, Wasser, Benzin und einem sicheren Ort zum Verweilen. Doch jedes Gruppenmitglied hat auch eigene innere Dämonen zu tragen.

Craig DiLouie wirft den Leser sofort in das Geschehen hinein, so dass ich die ersten 50 Seiten trotz eines gut lesbaren Schreibstils leichte Orientierungslosigkeit verspürt habe. Ich musste mich anfangs zurechtfinden, die Charaktere zu sortieren lernen und einen Zugang zur Geschichte finden. Danach konnte man der Handlung aber ohne Probleme folgen. Sie ist rasant, actiongeladen, aber trotzdem auch charakterdefinierend geschrieben.

Sehr gut gefallen hat mit der Charakterausbau. Obwohl man es mit einer relativen Fülle von Protagonisten zu tun bekommt, wird doch für jeden Platz geschaffen um seine Geschichte zu erzählen. Jede Handlungsperson ist anders in die globale Katastrophe hineingeraten und hat sie anders bewältigt und dennoch haben alle zueinander gefunden. DiLouie zeigt hier ein sehr realistisches Menschenbild auf, da jede Person sowohl gute als auch schlechte Seiten besitzt und demnach auch nicht besonders glorreiche Dinge getan hat.

Gefehlt hat mir bei “Dead” durch das ganze Buch hindurch der rote Faden. Die Überlebenden versuchen ihren Weg zu finden, jeden treibt auch irgend etwas an, dennoch fehlte mir ein allgemeiner Handlungsstrang, der mich als Leser an die Hand nimmt und mich einem Ziel entgegenführt oder auf dem Weg dorthin scheitern lässt.

Obwohl man es anhand des Titels und des Covers vermuten könnte, handelt es sich bei “Dead” streng genommen um keinen Zombieroman. Bereits sehr früh wird klar, dass die infizierten Menschen zwar ähnlich wie die wandelnden Toten agieren, jedoch nie gestorben sind. Für mich liegt in dieser Tatsache ein sehr großes, dramatisches Potential, welches leider nicht ausgearbeitet wurde. Ich hätte mir gewünscht, dass wenigstens ein paar Personen Probleme damit hätten, dass sie lebende Menschen wahllos umbringen. An solchen Themen könnte man Protagonisten zerbrechen lassen und der Geschichte dadurch weitaus mehr Dramatik geben. In diesem Buch wurde aber einfach gemetzelt und die wenigen Anspielungen auf das frühere Leben der Infizierten sind kaum der Rede wert.
Stattdessen gibt es neben den Horden von Infizierten noch Mutanten, die direkt der Hölle entsprungen zu sein scheinen. Warum muss man bei einer bereits existierenden, schrecklichen Bedrohung noch solche Dinge einbauen? Fand ich etwas schade.

“Dead” von Craig DiLouie war für mich als Zombieromanleser ein durchschnittliches Werk, dass aber bei Liebhabern von actiongeladenen, schnellen und rasanten Geschichten mit Horrorelementen durchaus Anklang finden kann.