Rezension

Stress für Fameo

Liebe macht zornesblind
von Ralph Neubauer

Bewertet mit 5 Sternen

Stress für Fameo

Leider kenne ich den ersten Band der Südtirol-Krimis von Ralph Neubauer (noch) nicht, in dem der elegante Commissario Fameo bei seinen erfolgreichen Ermittlungen einflussreichen Personen dermaßen auf die Füße tritt, dass man sich genötigt sieht, diesen in die Südtiroler Provinz weg zu loben. Eine fast sichere Nachfolge als Vicequestore dient als Köder. Insgesamt hat sich Fameos Lebenssituation hier im Pfossental eindeutig verbessert. Die Arbeit und die Leute liegen ihm, und in der Apothekerin Elisabeth hat er seine große Liebe gefunden. Bis jedoch die Hochzeitsglocken läuten, steht ihm eine aufregende Mörderjagd an der Seite seines Freundes Tommaso bevor. Zwei in abgelegenen Gegenden aufgefundene Männerleichen geben Rätsel auf, simple Tankstelleneinbrüche sind ein Indiz für organisierte Kriminalität, die erste Fühler ins Pfossental ausstreckt, und die versprochene Beförderung rückt erst einmal in weite Ferne, als ihm eine unfähige Vorgesetzte aus parteipolitischem Klüngel vor die Nase gesetzt wird.

Von der ersten Seite an nimmt Fameo den Leser für sich ein. Man erfährt viel über sein Privat- und Liebesleben, und seine Reaktion auf die neue cholerische Vorgesetzte ist absolut nachvollziehbar. Fameos Kollegen werden auch sehr treffend charakterisiert. Besonders die hübsche, taffe Francesca kann man sich bildlich vorstellen. Doch all diese persönlichen Details, ebenso wie die authentischen Landschaftsszenen bleiben wohldosiert hinter der eigentlichen, spannenden Ermittlungsarbeit zurück. Die unterschiedlichen Handlungsstränge bilden zum Schluss ein großes Ganzes, und das macht für mich einen guten Krimi aus.

Neubauers Schreibstil ist mir angenehm aufgefallen, unaufgeregt und trotzdem mitreißend, besonders wenn Francesca ihr Können unter Beweis stellt.

Ich bin froh, diese Südtiroler Krimis entdeckt zu haben, und werde mir noch weitere Folgen zulegen.