Rezension

Super

Atemnot - Ilsa J. Bick

Atemnot
von Ilsa J. Bick

Kurzbeschreibung:
Die 16-jährige Jenna Lord hat schon einiges mitgemacht. Vor 8 Jahren erlitt sie bei einem Brand schwerste Verletzungen und musste lange psychologisch behandelt werden. 
Ihr Vater ist Arzt, Fremdgänger und macht einen auf Bestimmer. Die Mutter führt eine Buchhandlung, die nur Miese macht und ertränkt ihren Frust all zu oft in Alkohol. 
Die einzige Stütze für Jenna ist ihr Bruder, der jedoch inzwischen im Irak stationiert ist und somit lediglich noch per Mail greifbar ist. 
Die Familie zieht in ein neues Haus und Jenna soll auf eine neue Schule, um dort einen Neuanfang zu starten. Das gestaltet sich natürlich schwierig, denn die Eltern bleiben die gleichen und haben weiterhin kaum Zeit für Jenna, und mal eben so neue Freunde finden ist auch nicht so einfach. Um so dankbarer ist Jenna für die Aufmerksamkeit ihres Chemielehrers Mr Anderson. 

Meine Meinung:
Die erste Überraschung bei diesem Buch, es beginnt quasi mit dem Ende. 
Jenna wird aus einem eisigen See gefischt und kommt nur knapp mit dem Leben davon.
Kommissar Bob Pendleton, der Jenna bereits von dem Brand vor 8 Jahren her kennt, ist vor Ort und begleitet sie ins Krankenhaus. Jennas erste Frage, ob sie nun ins Gefängnis müsse verblüfft den Kommissar. Da er sich jedoch sicher ist, in diesem Moment keine Antworten zu bekommen, er Jenna auch nicht unter Druck setzen möchte, gibt er ihr ein kleines Aufnahmegerät, auf das sie ganz ungestört ihre Geschichte sprechen kann, was sie dann auch macht.

Jennas Erzählungen haben mich sehr berührt. Sie spricht frank und frei auf dieses Aufnahmegerät, gerade so, als würde Bob vor ihr sitzen und geduldig zuhören. Immer wieder spricht sie ihn auch ganz direkt mit Namen an, wie zum Beispiel: „Kannst du dir das vorstellen, Bob?“ oder „Nein Bob, alter Freund, es war nicht so, wie du jetzt vielleicht denken könntest.“ 
Das hat mir sehr gut gefallen. Bei dieser Art von Berichterstattung ( die Kapitel sind hier in verschiedene Aufnahmesequenzen unterteilt ) fand ich es auch sehr authentisch, dass nicht immer die chronologische Reihenfolge eingehalten wurde. Es gab einige Zeitsprünge oder Ergänzungen, als Jenna sich spontan an noch etwas erinnerte, das ihr gerade wichtig oder erwähnenswert erschien. 
Jenna selber war mir sehr sympathisch und ich mochte sie total gerne. Trotz aller Widrigkeiten hat sie sich nie ganz unterkriegen lassen. Und am Schluss - keine Bange, ich verrate nichts - hat sie mich mit einem Angebot, das sie jemandem gemacht hat, vollends verblüfft.

Fazit:
Eine sehr gefühlvolle Geschichte auf spezielle Weise erzählt. Spannend und emotional. 
Jenna ist eine sehr gut ausgearbeitete Figur, die mit ihren gerade mal 16 Jahren in verschiedene tiefgründige Themen verstrickt wurde und diese auf eindrucksvolle Weise bewältigt.
„Atemnot“ ist kein Buch, das man mal ebenso zwischendurch lesen sollte. Und Leser, die am Ende jedes Detail akribisch aufgelöst haben müssen, könnten eine Enttäuschung erleben, denn hier bleiben einige Antworten der eigenen Fantasie überlassen, was meiner Meinung nach jedoch den perfekten Abschluss dieser Geschichte bildet.