Rezension

Super Ansatz, aber nicht ganz überzeugend

Fallen Queen - Ana Woods

Fallen Queen
von Ana Woods

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt
Spieglein, Spieglein, an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?
Jeder kennt die Geschichte der Bösen Königin, die ihrer Stieftochter aus Neid auf deren Schönheit nach dem Leben trachtete. Die Geschichte von der schönen Prinzessin, die bei Zwergen Zuflucht fand und dem Beinahetod durch einen vergifteten Apfel durch den Kuss ihrer wahren Liebe entkommen ist.
Aber was, wenn es ganz anders war? Was, wenn die Böse Königin in Wahrheit das Opfer einer Intrige ihrer eigenen Schwester gewesen ist?
Dies ist die Geschichte von zwei Schwestern, die die Liebe zu demselben Mann zu Rivalinnen gemacht hat. Getrieben von Hass, Neid und Missgunst schmiedet die Jüngere, Eira, den Plan, ihrer Schwester Nerina alles zu nehmen, was ihr am Herzen liegt: den Mann, den Thron - und ihr Leben. Nerina muss aus dem Schloss fliehen, um ihr Leben zu retten. Und sie muss dorthin zurückkehren, um ihr Volk vor der Grausamkeit ihrer neuen Herrscherin zu retten...

Meine Meinung

Der ausschlaggebende Grund, warum ich "Fallen Queen" lesen wollte, war, dass ich Märchenadaptionen liebe. Ich finde es einfach toll, wenn die zweidimensionalen Stereotypen durch Hintergrundgeschichten plastischer werden und die Handlung einen neuen Twist bekommt. Im Wesentlichen ist das der Autorin auch gelungen. Die neue Sichtweise auf das Märchen "Schneewittchen" fand ich interessant und einfallsreich, vor allem weil ich es mag, wenn die übliche Gut-Böse-Differenzierung hinterfragt und auf den Kopf gestellt wird. Ich war zunächst etwas skeptisch, inwiefern es funktionieren würde, dass Eira (original Schneewittchen) und Nerina (original die Böse Königin) Schwestern sind. Aber nach einer Weile akzeptiert man diesen Umstand.
Die Umsetzung und Erzählstruktur hatte allerdings einige Tücken. Zum Beispiel empfand ich auf sprachlicher Ebene den Wechsel zwischen relativ moderner Prosa und altertümlich angehauchter wörtlicher Rede bis zum Schluss etwas gewöhnungsbedürftig. Mag sein, dass ich hier etwas übersensibel reagiere, aber in meinen Augen hat es einfach nicht richtig zusammengepasst.
Weiterhin habe ich - ungeachtet der Tatsache, dass ich die Storyeinfälle der Autorin und damit Nerinas zu beschreitenden Weg ganz gut fand - den Pepp in der Geschichte vermisst. Den hätte meiner Meinung nach ein umfangreicher Einblick in die Eiras Wirken am Hof und im Königreich Arzu gebracht. Leider sind lediglich zwei, drei kürzere Kapitel aus ihrer Sicht geschrieben. Dadurch bleibt man über ihr Innenleben, ihre Gedanken, Handlungen und die Motivation dahinter weitgehend im Unklaren. Auch ihre grausamen Taten werden allenfalls am Rande erwähnt. Dass sie der Bösewicht in der Story ist, wird sehr deutlich gemacht, aber ihre Bedrohlichkeit wird durch die unzureichende Darstellung meiner Meinung nach deutlich abgemildert. Retrospektiv hat es zwar mehr Sinn ergeben, dass Eira Sichtweise nicht so häufig geschildert wurde, weil sich zunächst einige Puzzleteile zusammensetzen mussten, aber beim Lesen selbst war mir dadurch der Spannungsfaktor zu gering.
Auch was die zwischenmenschliche Komponente betrifft, konnte mich der Reihenauftakt nicht vollkommen überzeugen bzw. emotional erreichen. Dadurch, dass Nerinas und Jalmaris Liebesgeschichte am Anfang im Schnelldurchlauf mit wenigen Details erzählt wurde, erschienen mir die Gefühle nicht glaubhaft genug. Die ersten Kapitel umfassen die komplette Spanne vom ersten kurzen Aufeinandertreffen zum Hochzeitstag. Es wird lediglich in groben Zügen umrissen, wie die beiden von A nach B gekommen sind. Ausgewählte gemeinsame Highlights ihrer Beziehung werden retrospektiv erzählt, aber sind meistens so kurz, dass ich auch dadurch nicht von der Tiefe ihrer Liebe überzeugt werden konnte. Deshalb hat sich meine Trauer über den (vermeintlichen?) Verlust auch sehr stark in Grenzen gehalten. Nerinas Verbundenheit mit Eira - trotz der gegebenen Umstände - waren für mich schon nachvollziehbarer, aber auch hier wurde meiner Meinung nach eher an der Oberfläche gekratzt. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass in den Folgebänden das schwesterliche Band viel mehr und vor allem auch tiefschürfender thematisiert wird. Allerdings hat mich der Reihenauftakt leider nicht genug in den Bann gezogen, dass ich die Reihe tatsächlich weiterverfolgen werde.

Mein Fazit

Den Plot finde ich soweit gelungen: Die Einfälle hauchen dem Märchen Schneewittchen frischen Wind ein und werfen ein gänzlich anderes Licht auf das Geschehen. Leider konnten mich Handlungsverlauf und Erzählstil nicht zu hundert Prozent überzeugen, weshalb es für mich fraglich ist, ob ich Band 2 ebenfalls eine Chance geben werde.

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