Rezension

Superwitzig und dabei irgendwie weise

Dönerröschen - Jaromir Konecny

Dönerröschen
von Jaromir Konecny

Bewertet mit 5 Sternen

Pro:
Lederhosen, Fußball, Gartenzwerg - und das in Verbindung mit dem Titel "Dönerröschen" und dem roten Halbmond? Das Cover passt perfekt zum Buch, denn genau darum geht es: deutsche und türkische Kultur begegnen sich... Und der Leser lacht sich dabei tatsächlich halb schlapp, da verspricht der Klappentext nicht zu viel!

Ganz am Anfang rief das Buch bei mir eher gemischte Gefühle hervor, da ich mir manchmal nicht sicher war: werden hier Vorurteile bestätigt, oder einfach nur durch den Kakao gezogen? Aber es dauerte nicht lange, bis ich mir sicher war: der Autor spielt mit den Vorurteilen, die vielleicht auch der Leser heimlich hegt, überzieht sie bis ins Lächerliche und lässt uns dabei gnadenlos mit unseren Klischees gegen die Wand laufen. Und das ist großartig! Es gibt sicher viele Jugendbücher, in denen es um die Begegnung von Kulturen, um Vorurteile und Rassismus geht, aber hier wird das Thema originell, frisch und zum Schreien komisch angepackt.

Jonas ist ein fantastischer Held mit Ecken und Kanten und liebenswerten Macken. Er hat das Herz am rechten Fleck, aber er begegnet seiner neuen Wohngegend und den Türken, die jetzt seine Nachbarn sind, manchmal mit Vorurteilen und sogar Angst. Aber er geht dennoch mutig auf sie zu und muss bald schon feststellen, dass die Welt nicht schwarz-weiß ist und man Menschen nicht in Schubladen stecken kann.

Er ist derjenige, der uns die Geschichte erzählt, und dabei gelingt es dem Autor, ihn wirklich authentisch klingen zu lassen wie einen 16-jährigen. Mal strotzt der Schreibstil übelst krass vor Jugendsprache, dann gibt es wieder kurze Passagen, in denen Jonas etwas steif und förmlich klingt - was erstaunlicherweise passt, als wäre ihm gerade wieder eingefallen, dass er ja ein Buch schreibt! Und ab und an schwingt er sich sogar zu richtig poetischen Formulierungen auf, wobei es nie unglaubwürdig wird.

Auch die anderen Charaktere sind fantastisch. Manchmal habe ich mich neidvoll gefragt: wo nimmt der Autor das her? Ob das jetzt Jonas etwas neurotische Mutter ist, die all paar Seiten in Ohnmacht fällt, sein schrulliger Vater, der mit Begeisterung Dinge kaputtmacht, oder sein Hund Napoleon, der Fleisch eklig findet und nur Kuchen frisst, sie sind alle lustig und knallbunt und scheinbar direkt aus dem Leben gegriffen.

Die Liebesgeschichte ist richtig süß - manchmal hätte ich Jonas am liebsten geknuddelt, so goldig war er in seiner Verknalltheit.

Kontra:
In den ersten Kapiteln waren mir die geballten Vorurteile etwas zu viel, durch den Kakao gezogen oder nicht, aber das gab sich schnell. Wer sich also am Anfang denkt: nein, das ist mir einfach zu überzogen, der sollte dem Buch eine Chance geben und erstmal weiterlesen!

Am Ende des Buches lösen sich ein paar Konflikte für meinen Geschmack etwas ZU glatt und problemlos auf, aber andererseits ist es ein schönes, passendes Ende für ein Jugendbuch.

Zusammenfassung:
Hier werden Vorurteile angeprangert - aber nicht durch Tragik und Betroffenheit, sondern durch gnadenlos überzogenen Humor. Mir hat das sehr gut gefallen, und ich habe mich ratzfatz durch das Buch gelesen und mich dabei schippelig gelacht.