Rezension

Sympathisches Ermittlerteam aus dem Norden der Republik

Enna Andersen und das weite Land -

Enna Andersen und das weite Land
von Anna Johannsen

Bewertet mit 5 Sternen

Hauptkommissarin Enna Andersen aus dem Raum Oldenburg löst erfolgreich sogenannte Cold Cases. Diesmal wird das spurlose Verschwinden eines Großbauern und seiner Frau vor zwanzig Jahren neu aufgerollt, deren sterbliche Überreste überraschend gefunden wurden. Enna und ihr Team haben so gut wie keine Anhaltspunkte zum Täter, außerdem gibt es im Umfeld der potentiell Verdächtigen einen weiteren Mordfall. Und der dafür zuständige Kripobeamte lässt Enna über seine eigenen Ermittlungen im Unklaren. Warum mauert er und wird dabei auch noch von der Staatsanwaltschaft unterstützt? Nach und nach ergeben sich eine ganze Reihe von Verdächtigen, aber keine stichfesten Beweise, und Enna stochert weiterhin im Nebel herum. Wird es ihr gelingen, den alten und neuen Fall trotz aller Widerstände und Ungereimtheiten zu lösen?

Dies war mein erster Roman von Anna Johannsen. Ich fand, er startete etwas schwerfällig und ohne erkennbare Spannungskurve, aber nach dem ersten Viertel änderte sich das schlagartig. Ein Ermittlungserfolg jagte den nächsten, einige der Figuren agierten immer rätselhafter, andere verschwanden von der Bildfläche und konnten nur durch beharrliches Nachforschen gefunden und befragt werden. Bis kurz vor Ende des Buches hatte ich keinen blassen Schimmer, wer der Täter sein könnte. Die Auflösung war dann ebenso logisch wie aufregend. Auch wenn für mich das Grande Finale ein wenig hopplahopp über die Bühne lief, fand ich es packend erzählt. Ich habe diesen Krimi in zwei Tagen ausgelesen, weil ich unbedingt wissen musste, wie es weiterging. Ich wurde nicht enttäuscht. Besonders gut haben mir die typisch norddeutschen Namen gefallen, von denen ich einige noch nie gehört habe. Man konnte die einzelnen Figuren trotz ihrer Vielzahl mühelos auseinanderhalten. Die Ortsbeschreibungen der Region zwischen Nordsee, Jadebusen und der Wesermündung waren bildhaft und dabei doch unaufdringlich, niemals langweilig, wie das in manchen anderen Regionalkrimis der Fall ist. Enna Andersen und ihr Team kamen sehr sympathisch rüber, trotz gelegentlicher Kabbeleien hielt man zusammen, um gemeinsam den Fall zu lösen. Auch der Antagonist aus den eigenen Reihen agierte für mich glaubhaft. Am Ende wurden alle gesponnenen Handlungsfäden entwirrt, es blieben, zumindest für mich, keine Fragen offen. Die Länge des Romans ist mit 303 Seiten genau richtig, die Kapitel waren angenehm kurz gehalten, und es gab nicht zu viele unterschiedliche Handlungsfäden und Erzähler.

Ich kann diesen liebenswerten und perfekt erzählten Krimi nur wärmstens empfehlen.