Rezension

The harder they come

Hart auf Hart - Tom Coraghessan Boyle

Hart auf Hart
von Tom Coraghessan Boyle

Bewertet mit 4 Sternen

T. C. Boyle bleibt in Hart auf Hart fokussiert auf seine drei Hauptcharaktere Sara, Adam und Sten. Und das ist auch gut so. Gerade diese drei sind interessant, weil speziell:
Adam kann man nicht anders beschreiben als komplett durchgeknallt. Fast immer auf Drogen oder Alkohol steigert er sich in diverse Wahnvorstellungen hinein, die die Polizei, Chinesen, seinen Vater und den Waldläufer Colter betreffen und eine normale Kommunikation mit ihm nahezu unmöglich machen. Nur Sara schafft es manchmal in seine Welt durchzudringen. Interessant sind die Passagen aus seiner Sicht, die einen wirklich großartigen Einblick in seine Gedanken- und Gefühlswelt geben.

Auch Sara versucht in ihrer eigenen Realität zu leben. Zwar ist sie darin viel gemäßigter als Adam, trotzdem will es ihr einfach nicht gelingen, ihre leicht verschrobenen Vorstellungen mit dem Leben zu vereinen. Da sie ein so netter Mensch ist, schwankte ich beim lesen zwischen Mitleid und Kopfschütteln aber auch Respekt für diese starke Frau. Ihre Beziehung mit Adam ist auf eigensinnige Art so schön wie aussichtslos.

Besonders die Parallelen zwischen dem angesehenen und respekteinflößenden Pensionär Sten und seinem Sohn Adam sind brillant. Beide haben einen Hang zur Aggressivität. Dabei wird Sten dafür geschätzt, ja fast schon gefeiert, Adam hingegen verurteilt und abgestraft. Boyle schafft es, dass dieser Gegensatz gleichzeitig als schreiend ungerecht und absolut nachvollziehbar empfunden wird.

Ein kleiner Kritikpunkt ist, dass ich gerne gewusst hätte warum Adam so wurde wie er ist. An sich ist das nicht wichtig für die Handlung, aber es hätte diesen verrückten Charakter meiner Meinung nach einfach realistischer gemacht. Sprachlich gibt es allerdings nichts zu meckern, auch Idee und Umsetzung haben mir gefallen. Zur Top-Bewertung fehlt mir einfach eine richtige Identifikationsfigur.

Alles in allem also eine interessante und unaufgeregt erzählte Geschichte, die wohl nicht mein letzter Roman von Boyle sein wird.