Rezension

The Infernal Devices 03, Clockwork Princess – Aufwühlend

Chroniken der Schattenjäger 03. Clockwork Princess - Cassandra Clare

Chroniken der Schattenjäger 03. Clockwork Princess
von Cassandra Clare

Zum Cover sag ich jetzt mal nichts. Einfach. Ohne. Worte.

Ich habe das Finale um die Chronik der Schattenjäger verschlungen. Ich hing an jedem Wort, weinte, lachte und war vor Spannung so angespannt, dass ich erst später bemerkte, dass ich mich mal bewegen muss. Dies hat einerseits damit zu tun, dass ich der Reihe verfallen bin. Ich habe Jem und Will, die Lightwood-Brüder, Sophie, Charlotte und Co ins Herz geschlossen. Cassandra Clare hat für mich Figuren in einer Welt erschaffen, die ich sehr lieb gewonnen habe und mit denen ich mitgefiebert habe.

Andererseits kommt es genau darauf in einem Buch an: Das Mitfiebern. Und dies ist Clare gelungen.

Positives:
+ der Bund von Parabatei steht im Vordergrund. Ein Aspekt der mich schon in Chroniken der Unterwelt fasziniert hat und von dem ich immer mehr wissen wollte. Clare setzt in Chroniken der Schattenjäger hier ihren Fokus.

+ Wales. Mir gefielen Clares Landschaftsbeschreibungen sehr. Auch wenn ich zwischendurch das Gefühl hatte: Okay, könnte grad auch ein Jane Austen Roman sein, wenn man den Fantasyteil rausnimmt. Hierzu sage ich nur: Will auf einem Pferd, galoppierend über die Weiten Englands.

+ Gideon und Gabriel. Die muss man einfach lieben.

+ Anspielungen auf Klassiker. Jane Eyre und Co.

Das Finale ist spannend und sehr sehr dramatisch. Zwischendurch musste ich mich immer wieder daran erinnern was Magnus Bane einmal an einer Stelle irgendwo sagte: Schattenjäger führen ein theatralisches Liebesleben. Und die Liebesgeschichte ist tatsächlich sehr dramatisch und ich weiß nicht so recht ob ich mit diesem Schluss (bezüglich der Liebesgeschichte) warm werden kann.

Ab hier komme ich leider nicht ohne Spoiler aus, also bitte nicht weiterlesen, denn in meinen Spoilern wird alles verrraten.

Achtung Spoiler!!!!

"Es heißt, man könne nicht zwei Menschen gleichermaßen lieben, fuhr Tessa fort. Und vielleicht ist das bei anderen Menschen ja auch tatsächlich so. Aber du und Will... ihr beide seid nicht wie zwei herkömmliche Menschen, wie zwei Männer, die vielleicht eifersüchtig aufeinander gewesen wären oder geglaubt hätten, meine Liebe zu einem von euch würde meine Liebe zu dem anderen schmälern. Ihr beide habt eure Seele in der Kindheit miteinander verbunden. Ich hätte Will nicht so lieben können, wenn ich dich nicht auch geliebt hätte. Und ich könnte auch dich nicht so lieben, wie ich dich liebe, wenn ich nicht auch Will geliebt hätte."

Clare hat ein Dreieck ohne Entscheidung geschaffen. Für die Autorin liebt Tessa Jem und Will gleichermaßen (was scheinbar irgendwie mit dem Parabatai-Bund zu tun hat) und auch mit beiden führt sie eine Beziehung, da die Umstände es praktischerweise so geben:

Um sein Leben zu retten ist Jem ein Stiller Bruder geworden und somit für Tessa unerreichbar. In dieser Zeit kann sie mit Will Kinder zeugen (da sie halb Nephilim ist, ist dies wohl doch auch bei Hexenwesen möglich) und ein glückliches Leben führen. Nachdem Will im Alter gestorben ist, Tessa aufgrund ihrer Unsterblichkeit jedoch weiter leben muss, ist in der Zwischenzeit ein Heilmittel für Jem gefunden worden (eine andere Geschichte wie er sagt). Da Will gestorben ist kann Tessa nun endlich mit Jem zusammen sein. Keine Entscheidung. Kein "den Typen liebe ich mehr". Nein, Tessa Grey liebt sie beide gleichermaßen. Und die Jungs sind damit zufrieden. Wirkt auf mich irgendwie unsympathisch.

Ehrlich gesagt war dies für mich sehr schwer nachzuvollziehen oder in irgendeiner Art und Weise ansprechend. Von der Romantik hatte ich mir was ganz anderes versprochen. In "City of Lost Souls" tritt Bruder Zachariah alias Jem bereits auf, nur wissen wir in diesem Band noch nicht, dass es sich hierbei um Jem handelt.

Ich habe ehrlich gesagt gehofft, dass Will der Stille Bruder Zachariah ist, der unsterblich werden wollte um bei Tessa auf der Welt bleiben zu können. Ich habe mir für Jem Glück gewünscht. Clare teilt ihm jedoch in meinen Augen eine sehr grausame Rolle zu: Der Stille Bruder an der Angel. Er sieht zu wie Tessa und Will eine glückliche Ehe führen und eine Familie gründen. Und dennoch als Will tot ist, liebt und will er Tessa weiterhin. Er zweifelt kein Stück an ihrer Liebe. Doch für mich war dies zu viel des Guten. Ein Happy End auf Teufel komm raus für beide Jungs. Ich hingegen war davon überzeugt, dass es für einen von beiden schlecht ausgehen würde. Dies hatte zunächst auch den Anschein: "Jem lebte aber er hatte sich verändert. Er lebte, war jedoch für immer verloren."

Doch im Epilog will es Clare einfach unbedingt. Tessa soll alles kriegen. Will und Jem. Den einen früher. Den anderen später. Und für beide ises okay. Kann sich noch jemand damit nicht wirklich anfreunden??

Wie Clare betont sind Will und Jem nicht eifersüchtig aufeinander. Sie verstehen einander sogar, da sie dasselbe Mädchen lieben. Und für Tessa ist es auch völlig normal beide zu lieben. Es tut mir leid aber für mich war es sehr schwer sich mit diesem Gedanken anzufreunden. Obwohl Jem mein absoluter Liebling ist, hatte ich bei Tessa und Will immer das Gefühl, das zwischen diesen beiden mehr Gefühle waren, als zwischen Jem und Tessa. Deshalb kam Jem mir zum Schluss wie das Trostpflaster vor.

Woolsey Scott, der Werwolf, sagt Tessa etwas, das mir weiter geholfen hat, um mit der Geschichte friedlich abzuschließen: "Die meisten Leute dürfen sich glücklich schätzen, wenn sie in ihrem Leben auch nur einer großen Liebe begegnen. Und sie haben gleich zwei gefunden."

Ich versuche es so zu sehen: Jeder Mensch besitzt in seinem Leben vielleicht eine, zwei oder drei große Lieben. Manche finden sie sogar nie. Tessa hatte das Glück oder das Pech (Pech für die Jungs definitiv) tatsächlich diese beiden Menschen gleichzeitig zu treffen, deren Seelen auch noch miteinander verbunden waren. Wenn für Tessa diese beiden Menschen bestimmt waren, konnte sie wahrscheinlich nicht anders fühlen, wie sie gefühlt hat.

Mal ganz ehrlich? Alle im Dreieck sollen irgendwie glücklich werden? Und für alle drei ist es auch okay, da ihre Herzen sooo voller Liebe ist? Da find ich ja selbst Stephanie Meyers Lösung für Bella, Edward, Jacob mit diesem ganzen Prägung-auf-Tochter-Mist besser. Jepp, ich bin kein Twilight-Fan. Im Gegenteil.

Obwohl ich, dank Woolsey, versucht habe den Epilog zu verstehen bleibt mir dennoch folgendes Gefühl: Das hat Jem nicht verdient. Das hat Will nicht verdient. Hat Jem, hat Will, nicht jemanden verdient, der ihn liebt – und nur ihn?

Nichts desto trotz bin ich irgendwo froh, dass Jem (und Will) ein Happy End bekommen haben, auch wenn ich es nicht ganz nachvollziehen kann. Die Reihe flashed und schafft es aufjedenfall ins Herz. Auch wenn mir der Epilog an die Nieren ging, konnte mich das Finale selbst letzten Endes überzeugen.

Nicht vergessen Leute, dies ist nur meine subjektive Meinung und ich berichte hier nur wie ich den Schluss empfunden habe. Vielleicht finden einige von euch Clares Dreiecks-Lösung ganz, ganz toll. Ich persönlich halte diese Lösung für einen Wunschtraum einer Autorin. Naja es ist ein Buch, seis Clare vergönnt und man muss es vielleicht nicht unbedingt so ernst nehmen. Auch wenn sie mich zum Rotz und Wasser Heulen gebracht hat.

"Das Leben ist ein Buch und es enthält Tausende Seiten, die ich noch nicht gelesen habe."

Kommentare

Lily911 kommentierte am 02. Januar 2014 um 23:53

OK. Zuallererst muss ich sagen deine Rezension ist sehr umfangreich und wirklich gut geworden. Ehrlich! So kommen wir aber zum Hauptthema: Das Buch hat auch mich fasziniert und besonders am Ende musste ich sehr viel weinen, sodass ich dachte, ich werde wohl nie damit fertig werden. Es ist schade, dass die Reihe vorbei ist, aber Tessa, Will, Jem & Co werden immer einen Platz in meinen Herzen haben. Ich mag Chroniken der Schattenjäger lieber als Chroniken der Unterwelt. Und zum Schluss möchte ich sagen, dass ich sehr froh bin, dass Jem jetzt nicht mehr ein Bruder der Stille ist und mit Tessa zusammen sein kann (obwohl ich eigentlich im Will Team bin).

Auf ein gutes Leben euch beiden!