Rezension

Thematik DDR-Sozialismus interessant, aber insgesamt zu lang

Peter Holtz - Ingo Schulze

Peter Holtz
von Ingo Schulze

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der namentlich im Buchtitel benannte Protagonist Peter Holtz ist von Kindheit an ein linientreuer DDR-Bürger durch und durch, der letztendlich den Kommunismus realisiert sehen will. Dazu scheint es so gar nicht zu passen, dass er mehrere Berliner Immobilien geschenkt erhält, die ihn nach der Wende zum Millionär machen. Um seiner antikapitalistischen Einstellung treu zu bleiben, sucht er nach Möglichkeiten, das Geld loszuwerden.

Die Geschichte, soweit sie zwischen 1974 und dem Mauerfall/der Wiedervereinigung angesiedelt ist, habe ich wirklich sehr gern gelesen. Für Lebendigkeit und Witz hat insoweit der Charakter des Peter Holtz gesorgt, der sehr naiv und einfältig dargestellt wird und anhand dessen sehr deutlich wird, wie das DDR-System Menschen geformt hat. Immer wieder ließen mich einzelne Passagen schmunzeln, z.B. als es um Peters ersten Besuch in West-Berlin geht und er sich zum Begrüßungsgeld erklärt. Dann aber hatte ich mehr und mehr Mühe, den Roman zu verstehen. Für mich wurde es streckenweise zu politisch. Vielleicht verfüge ich aber auch einfach nur über zu wenig Wissen zur Wendepolitik. Die Vielzahl der Romanfiguren trug nicht gerade zum Verständnis bei. Offenbar spielten auch einige in der Geschichte umbenannte Politiker eine Rolle, die ich nicht alle einordnen konnte. Das Ende wiederum fand ich gelungen – hier bleibt sich Peter Holtz treu und wird sein Geld mit Anstand los – auf welche Weise, das sollte jeder selbst lesen.