Rezension

Thematisch schwer auszuhalten, sensationelle Sprache

Unter Deck -

Unter Deck
von Sophie Hardcastle

Bewertet mit 4 Sternen

Olivia, auch Liv oder Oli genannt, ist die Protagonistin dieses sehr treffend betitelten Romans. Liv wächst in einer wohlhabenden Welt auf. Der für sie vorgedachte Lebensweg passt dennoch nicht. Erfüllung findet Oli dank eines älteren Pärchens in den Weiten des Ozeans bis ihr dieser Lebenstraum kaputt gemacht wird.

Thematisch geht es um die Emanzipation vom Elternhaus, um die Ausrichtung des eigenen Lebens, um Selbstbehauptung, um den Umgang mit Schicksalsschlägen und leider auch um sexuelle Gewalt und deren Folgen. Die damit verbundenen Emotionen und Gedanken der Protagonistin sind so intensiv beschrieben, dass das Lesen für mich zeitweise schwer zu ertragen war. Dennoch finde ich die Art der Auseinandersetzung passend. Die Gewalt darf einfach nicht weichgespült daherkommen, weil das aus meiner Sicht einer Verharmlosung gleichkäme.

Sophie Hardcastle‘s Einsatz von Farben zur Unterstreichung von Gefühlen hat es mir besonders angetan. Ich konnte mich megamäßig in die Protagonistin hineinversetzen - deshalb war es ja so schwer zu ertragen - und fühlte mit ihr, wirklich schlimm. Dieser Stil hat mich begeistert.

Etwas kritischer habe ich die Aufteilung des Romans in seine vier Teile gesehen. Der Szenenwechsel war mir dabei besonders in der ersten Buchhälfte zu abrupt. Der damit verbundene Schlag ins Gesicht - so fühlte es sich für mich an - ist noch stärker ausgefallen. Ich glaube auch, dass der entstandene Effekt beabsichtigt war. Mich hat der Szenenwechsel komplett aus dem Lesefluss gerissen und es hat überdurchschnittlich lange gedauert, bis ich mich wieder eingefunden hatte.

Insgesamt bin ich zufrieden mit dem Roman. Ich finde es auch gut, dass hier ungeschönt über sexuelle Gewalt gesprochen wird, ein Thema, das nicht ausgespart werden darf. Ich spreche eine eingeschränkte Leseempfehlung aus. Man sollte den Roman nur lesen, wenn man sich emotional fit fühlt, ansonsten sollte man sich den Roman für später vormerken. Lesenswert ist er in jedem Fall.