Rezension

Tief in die menschlichen und auch nichtmenschlichen Abgründe hinein ...

Vor meiner Ewigkeit - Alessandra Reß

Vor meiner Ewigkeit
von Alessandra Reß

Bewertet mit 4 Sternen

Schreibstil

Reß hat einen flüssigen und ausgesprochen bildhaften Schreibstil, der gut dazu beiträgt, sich die Situation oder Atmosphäre vor Augen zu halten.

Charaktere

Simon ist in diesem Fall ein dreigeteilter Charakter. Zum einen ist er der normale Student und Mensch, der sich in sein gewohntes Leben zurücksehnt, auch wenn er nicht genau weiß, nach was er sich sehnt, denn er besitzt keine Erinnerung an seine Vergangenheit, solange der Schläfer in ihm waltet. Eben erwähnter Schläfer ist eine Art Todesengel, der die Vampire, welchen den Vampirismus weitergeben können, schonungslos vernichtet. Sobald diese Aufgabe erfüllt ist, darf Simon zurück in sein gewohntes Leben. Durch eine Begegnung mit einem Lichtling, der sich als steinerner Engel ausgibt, kommt der andere Simon zum Vorschein, der sich einzig und allein an seine Verlobte Nora erinnert und so dem Schläfer freien Lauf gewährt, um zu ihr zurückzukommen.

Amy ist ein Geistermädchen, das Simon anfänglich und mittendrin immer mal wieder instruiert. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten ;).

Umgebung

Reß hat ein Talent dafür, die Umgebung bildhaft zu gestalten, auch wenn dies im letzten Viertel ein wenig verloren ging. So konnte ich mich als Leserin jedoch gut in die Gassen Clios und ins dort ansässige Nachttheater versetzen, genauso wie in die modern-kalte Umgebung Mions (Stadtteil).

Plot

Der rote Faden hangelt sich daran entlang, dass Simon nicht töten will, dies jedoch tun muss, um wieder zurückzugelangen. Dieser Faden zieht sich konsequent durch das komplette Werk.

Ende

Ich war überrascht! Oh ja! Damit hab ich so an sich nicht gerechnet, auch wenn es immer wieder angedeutet wurde. Daumen hoch!

Fazit

“Vor meiner Ewigkeit” ist ganz anders verlaufen, als ich es mir vorgestellt habe. Ich hatte auf einen Roman voll Action hingefiebert und bekam einen erinnerungslosen Mann vorgesetzt, der immer weiter in den Abgrund trudelt. An sich ist dies nicht negativ, doch wenn ich ein Buch erwarte, das mit viel Krawumm einhergeht und dann zusehe, wie der Protagonist die Vampire mit Leichtigkeit umnietet (wobei dies wunderbar beschrieben wurde und mit der Tötungsart der Vampire gleichgesetzt wurde) und dafür derart viel über sein Innenleben erfahre, dann ist meine Erwartung nicht erfüllt. Dies soll gar nicht der Autorin oder dem Verlag verschuldet sein, sondern ist mein eigenes. Ich erwartete eben mehr Drumherum und weniger Innendrin. Doch hätte ich eben das Innendrin erwartet – genauso hätte der Roman verlaufen sollen. Man gewinnt den Eindruck, alles hat einen Sinn und anders wäre es nicht gegangen. Für den Roman vergebe ich 4 Sterne!