Tierische Fähigkeiten – faszinierend und unterhaltsam
Bewertet mit 5 Sternen
Tiere als Nutztiere kennt jeder. Sie liefern Fleisch, Milch und Eier sowie Pelze, Leder und Wolle. Sie ziehen Kutschen, tragen Reiter und hüten Schafherden. Auch zum Blindenhund oder Drogenschnüffler ausgebildete Hunde dürften jedem bekannt sein. Tatsächlich ist und war der Einsatzbereich von Tieren um ein Vielfaches größer und erstreckt sich auf erstaunlich viele Bereiche.
Für sein neues Buch hat der bekannte Biologe Mario Ludwig in insgesamt 49 Kapiteln „tierische Jobs“ zusammengetragen und in gewohnt unterhaltsamer und leicht lesbarer Art beschrieben. Die große Vielfalt der „Berufe“ wird dabei ganz deutlich, manche existieren heute nicht mehr, andere haben sich schon dauerhaft bewährt und einige sind auch brandneu, wie zum Beispiel der „Archälogiehund“.
Beim Lesen schwankten meine Gefühle ständig. Der Stil ist zwar durchgehend unterhaltsam, der Inhalt jedoch leider nicht. Immer wieder nutzt der Mensch das Tier aus, einige Kapitel gingen mir als Tierfreund wirklich nah. Und dabei wurde bereits bewusst darauf verzichtet, über den Einsatz bedauernswerter Versuchstiere in Laboren zu berichten. Aber manchmal werden tierische Therapeuten oder Dienstleister einfach nicht artgerecht gehalten oder sie bzw. ihre Fähigkeiten werden durch Verbrecher übel missbraucht.
Im Gegenzug war ich bei vielen anderen Kapiteln schwer beeindruckt von den phantastischen Fähigkeiten, mit denen die Natur die beschriebenen Tiere ausgestattet hat und die dadurch auch in der Lage sind, dem Menschen wirklich großen Nutzen zu bringen. Die Gambia-Riesenratten sind ein gutes Beispiel, großartige Minensucher und Tuberkuloseschnüffler in einem. Oder Diabetikerwarnhunde, die Schwankungen des Blutzuckerspiegels extrem früh erkennen, beispielsweise erschnuppern können, wenn ein Kind im Schlaf unterzuckert. Und die dann – Dank einer 2jährigen Ausbildung – in der Lage sind, Hilfe zu holen, den Hausnotruf zu betätigen, die Tür für Helfer öffnen, Traubenzucker oder ein passendes Getränk zu bringen und vieles mehr.
Dann gab es noch die Kapitel, die ich besonders unterhaltsam fand. Dazu gehörten zum Beispiel die Raben im Tower (ihres Zeichens offizielle Soldaten Ihrer Majestät ;-) oder Apothekerfrösche, die lange Zeit recht zuverlässige Schwangerschaftstests ermöglichten. Und manchmal amüsiert man sich zunächst, um dann zu verstehen, dass der tierische Einsatz durchaus sinnvoll ist. Ein Beispiel wäre hier der „Herdenschutzesel“.
Fazit: Ein unterhaltsamer und informativer Blick auf die enorme Vielfalt tierischer Berufe, der mich manches Mal in Erstaunen versetzt hat.