Toller Einstieg in eine Gerichtsreihe
Bewertet mit 4 Sternen
„Reise in die Nacht“ von Gianrico Carofiglio ist der erste Teil aus einer Reihe von Gerichtskrimis um den Anwalt Guido Guerrieri. Insgesamt sind bisher 4 Teile erschienen.
Guido Guerrieri ist Anwalt in Bari mit einer eigenen kleinen Kanzlei und bisher eher so mittelmässig erfolgreich. Er ist seit einigen Jahren verheiratet, doch seine Frau verlässt ihn und das stürzt ihn in Depressionen und löst Angstzustände bei ihm aus, mit denen er schwer zu kämpfen hat. Eines Tages steht plötzlich eine Afrikanerin in seiner Kanzlei. Sie bittet Guido darum, ihren Freund Abdou vor Gericht zu vertreten. Abdou wird beschuldigt einen 9 jährigen Jungen zunächst entführt und später dann getötet zu haben. Dieser Fall reißt Guido aus seiner Lethargie. Er beginnt zu ermitteln und schon die Beschäftigung mit den Polizeiakten macht ihm klar, dass in diesem Fall einiges nicht ganz richtig gelaufen ist. Für Abdou kommt keine reduzierte Strafe aufgrund eines Geständnisses in Frage, sondern nur ein Freispruch. Guido muss also mit allen Mitteln kämpfen und zeigen, was er kann...
Eins vorweg: Dieses Buch ist in meinen Augen kein wirklicher Gerichtsthriller, wie er im Klappentext angepriesen wird. Auch kein Gerichtskrimi, denn der Fall an sich ist relativ einfach durchschaubar und birgt wenig Überraschungen. Meiner Ansicht nach handelt es sich eher um einen Roman, der tief in die seelischen Abgründe des Protagonisten schaut. Je mehr man über Guido erfährt, umso sympathischer wird einem diese Person. Sprachlich ist dieses Buch wirklich sehr zu empfehlen, vor allem Guidos Plädoyer am Ende, das praktisch von Spitzfindigkeiten und Wortklaubereien lebt, hat es mir angetan. Trotz des vorhersehbaren Endes wirklich spannend, interessant und sehr intelligent geschrieben. Vor allem die Gerichtsszenen sind beeindruckend und wirken sehr lebendig und realistisch. Die anderen 3 Teile werden wohl auch bald in mein Regal einziehen.