Rezension

Tolles Setting. Tolle Protagonisten. Toller Plot.

Berlin Prepper - Johannes Groschupf

Berlin Prepper
von Johannes Groschupf

Bewertet mit 5 Sternen

Wer Berlin Prepper liest, stellt sich keine Bücher mehr ins Regal, sondern Raviolibüchsen!

Der mir bis dato unbekannte Autor schreibt hauptsächlich Romane, die den Charakter einer Milieustudie haben. Für "Berlin Prepper", seinem neuesten Roman, hat Johannes Groschupf die Prepperbewegung auf das Korn genommen, also Menschen, die sich vorbereiten auf den Ernstfall. Sei es Weltuntergang. Oder Revolution. Welche Katastrophe whatsoever.

Walter Noack ist bestens vorbereitet. Er hält sich fit durch nächtliches Schwimmen in der Spree und lange Läufe. Überall hat er seine Vorräte deponiert, seine Wohnung gleicht einem Warenlager. Mit seinen gutgemeinten Ratschlägen und Warnungen kommt er in seiner sozialen Umgebung jedoch nicht gut an. Seine Ehe hat er schon mal in den Sand gesetzt.

Eigentlich hätte Walter keine Zeit für einen Job, da wird ihm einer angeboten, der zeitlich gut ins Konzept passt. Er soll im sogenannten Newsroom einer Zeitung Hasskommentare löschen und mit diesem Job tut sich ihm eine „neue Welt“ auf, ihm und dem Leser.

Die Kritik:
Mit einer klaren Sprache, die schnell zum Punkt kommt, präsentiert Groschupf Milieustudie der Gegenwart. Das ist vom Feinsten. Die Hasskommentare lassen einem die Haare zu Berge stehen, weil sie authentisch das Gedankengut eines (noch kleinen) Teils der Bevölkerung widerspiegeln.

Sowohl die Subkultur der nächtlichen Kommentarschreiber wie auch die der Prepperbewegung werden von Groschupf kühl und gekonnt in Szene gesetzt. Dieses Setting ist ungewöhnlich und fesselnd. Die Protagonisten sind jenseits aller Weinerlichkeit und trotzdem kommt zu Hundertprozent beim Leser an, womit sie zu kämpfen haben und sich zu Recht beklagen. Held und Nebenfiguren werden mit wenigen Strichen saukomisch skizziert und zum Leben gebracht. Die Komik liegt dabei in der Anlage der Protagonisten selber, in ihrer Überspitzung, die sich als "das Normale" tarnt. Um billige Witze geht es nicht.

Dieses Buch hat mich überzeugt, es ist kurz, voll trockenem Humor und in einer klugen Art und Weise lustig. Die Sprache ist phrasenlos: Ein guter Roman braucht keine Phrasen.

Fazit: Kluge und spannende Milieustudie. Beste Unterhaltung seit langem.

Kategorie: Thriller und Krimi
Verlag, Suhrkamp, 2019