Rezension

Topaktuell

Kleiner Mann - was nun? - Hans Fallada

Kleiner Mann - was nun?
von Hans Fallada

Bewertet mit 4 Sternen

Johannes Pinneberg ist ein ganz normaler Angestellter in einem Landhandel am Ende der 1920er Jahre in Vorpommern. Manchmal ist er etwas eigensinnig und will mit dem Kopf durch die Wand, aber dann lernt er ein junges Mädchen kennen, er nennt sie Lämmchen und sie wird schwanger mit dem "Murkel". Als die Wirtschaftskrise in das Leben der beiden eindringt und Pinneberg seine Arbeit verliert, gehen sie nach Berlin, um dort ein besseres Leben zu finden. Doch das klappt nicht so, wie sie es sich vorstellen.

Das Buch erzählt vom langsamen Abstieg der Familie. Immer wieder keimt Hoffnung auf, es könnte besser werden, doch dann kommt ein neuer Schicksalsschlag und es geht noch weiter abwärts, bis die beiden mit ihrem Kind in einer eigentlich unbewohnbaren Gartenhütte hausen und Pinneberg wegen seines ungepflegten Aussehens vom Bürgersteig der Friedrichstraße verjagd wird.

Vor dem Hintergrund des aufkommenden Nationalsozialismus spricht der Roman vom Überlebenswillen, aber auch von der Gier der Menschen, die schon alles haben und von der Hilfsbereitschaft Einzelner, die das junge Paar immer wieder rettet. Ein freundlicheds Wort, ein Lächeln - das tut den beiden gut und gibt ihnen Kraft, wenn sie es nicht mehr erwarten.

Vor allem Lämmchen findet immer wieder die Kraft ihren Mann aufzurichten und ihn weitermachen zulassen, wenn er am Ende ist. Schließlich verdient sie durch Näharbeiten ein kleines Zubrot zur winzigen Arbeitslosenuntersatützung und sieht positiv in die Zukunft.

Fallada ist ein über seine Zeit weit hinaus weisendes Buch gelungen, das noch immer topaktuell ist. Die Gier der Reichen (siehe Steueraffären von bekannten Sportgrößen etc.) ist nicht geringer als damals und das Ansehen eines Arbeitslosen heute so schlecht wie in den 1920er Jahren.

Die Neuauflage ist ergänzt durch einen erklärenden Text, der die Hintergründe beleuchtet. Das ist sehr hilfreich.

Das Buch ist unbedingt lesenswert, auch wenn Falladas Stil zuerst etwas gewöhnungsbedürftig ist.