Rezension

Traue niemandem, außer dir selbst

Das Schattencorps (eBook) - Bernd Ohm

Das Schattencorps (eBook)
von Bernd Ohm

Bewertet mit 4 Sternen

Deutschland um 1962: Es ist die Zeit des Kalten Krieges, die Berliner Mauer ist errichtet, die USA und die UdSSR stehen einander Säbel rasselnd gegenüber. Nur, dass der Säbel neuerdings Atomsprengköpfe hat. 
Es ist die Zeit des langsamen Wohlstandes und der Geheimdienste von West und Ost, in dem sich der Bodensatz des verlorenen Krieges sammelt. Viele trauern noch immer dem Deutschen Reich nach. Die inneren Überzeugungen streift man nicht so leicht ab wie eine Uniform.

Und eben in dieses Spannungsfeld führt uns der Autor. 

Hans Barkusen, ist knapp über dreißig, ehemaliger Schüler der Napola mit anschließender Partisanenausbildung und Bergungstaucher. Schwager Fritz Lehmann, (wieder) Polizist in der Bundesrepublik Deutschland heuert Hans und ein paar seiner alten Kumpel aus dem Werwolf-Milieu an, um einen sagenumwobenen Goldschatz aus dem Mittelmeer zu bergen: den legendären Rommel-Schatz. Gold und Wertgegenstände, die die Deutschen in Nordafrika den Juden abgepresst und geraubt haben. Mit von der Partie sind die Waffenhändler Ira von Mallank und der etwas schräge Max von Krein. 

Doch so ganz einfach und ungesehen geht es nicht zur Sache. Hans, vom Britischen Geheimdienst einst in der „King’s German Legion“ zum Kampftaucher und Dschungelkämpfer ausgebildet, hat noch immer Kontakte auf die Insel. Und so mischt auch sein ehemaliger Führungsoffizier Jim Rowland mit.

Noch bevor es auf die Reise nach Italien geht, entdeckt Hans einige „Überfall spielende“ „alte Kameraden“. Wen oder was soll das Ziel der Aktion sein?

Man begibt also nach La Spezia, dem idealen Stützpunkt, um von dort aus in Korsika mit einem Sprengstoffanschlag von der eigentlichen Kommandoaktion abzulenken.
Hier kommt es zu einem Slapstick artigen Katz-und-Maus-Spiel, das sowohl die Mitwirkenden als auch die Leser in die eine oder andere Sackgasse manövriert.

Es kommt zum Showdown, der ein für alle doch überraschendes Ende bereithält.

Meine Meinung:

Der Autor flicht Wahrheit und Fiktion zu einem vielschichtigen Spionageroman zusammen. Die „King’s German Legion“  z.B. existierte von 1803-1816 und war eine sehr erfolgreiche Kavallerie-Truppe, die aus vorwiegend Hannoveraner bestand, und gegen Napoleon kämpfte. Bernd Ohm lässt diese Truppe wiederaufleben, allerdings als Guerillakämpfer.

Manchmal ist es nicht leicht, die Beweggründe einzelner Personen festzumachen. Der eine oder andere windet sich ein bisschen oder hält sich bewusst bedeckt. Oft ist nicht klar, wer für welche Gesinnung steht. Grundsätzlich wird einmal jedem und jeder misstraut.

Gut gefallen hat mir die Darstellung der Zusammenhänge in dieser brenzligen Zeit. Noch nie ist die Welt so knapp an einem Atomkrieg vorbeigeschrammt, wie damals. Die Kuba-Krise überdeckt dann auch kurzfristig die Schatzsuche.
Herrlich finde ich die „Kleider-machen-Leute“-Sequenz als sich Hans mit italienischen Klamotten versorgt. 

Die ganze Story ist im Präsens geschrieben. Ein meisterhafter Kunstgriff des Autors – so habe ich mich mitten im Geschehen gefunden.

Fazit:

Ein dichter historischer Kriminalroman, in dem  trotz Geheimdienste wenig spioniert wird. Dafür gebe ich 4 Sterne.