Traumschiff in real life
Bewertet mit 5 Sternen
Ich bin durch Zufall über ein Kinderbuch (Die Karlsson-Kinder) auf die Autorin gestoßen und habe dabei festgestellt, dass bereits Bücher für Erwachsene von ihr erschienen sind.
In dem Roman "Mein Leben als Pinguin" geht es um eine Schiffsreise zu den Pinguinen in die Antarktis. Und ganz wie man es von "Traumschiff" kennt, spielen sich an Bord der MS Orlowskij sowie auf den Landausflügen zwischenmenschliche Beziehungsgeflechte statt - nur deutlich weniger kitschig und umso realistischer.
Die drei Hauptpersonen sind:
- die tapfere Wilma (32) aus Stockholm, die nur mit ihrem Vater aufgewachsen ist, Identifikationsprobleme als Frau hat und viele Probleme mit sich herumschleppt.
- die lebensbejahende weltoffene Alba (70), die vor Urzeiten mal eine Affäre mit dem Schiffsarzt Sven hatte und ihm nun erneut begegnet.
- der depressive Tomas (34), der von Frau und Kindern wegen eines anderen verlassen wurde und die Hoffnung endgültig aufgeben will.
Darüber hinaus spielen aber noch eine ganze Reihe weiterer Passagiere eine Rolle, die das Buch sehr unterhaltsam und lesenswert machen.
Die Autorin schafft es, sich meilenweit von der "Traumschiff"-Phantasie zu entfernen, ohne dass dadurch etwas Entscheidendes verloren geht. Man fühlt sich als Leser wie ein blinder Passagier und erlebt die Reise zu den Pinguinen in all ihren Dimensionen mit, da das Buch im Wechsel aus den drei Perspektiven der beschriebenen Hauptpersonen geschrieben ist. Letztlich bekommt man auf diese Weise ein viel komplexeres Bild, als man es real jemals bekommen könnte, und diese vielschichtige Vogelperspektive ist es, die das Buch so spannend machen.
Es ist wirklich ein gelungener Roman, den man am Ende glücklich beiseite legen kann, weil er keine Fragen offen lässt.