Rezension

Trefft die chaotischste, liebenswerteste Familie von London! :-) Unterhaltsam und berührend!

Die Geschwister Gadsby 01 - Natasha Farrant

Die Geschwister Gadsby 01
von Natasha Farrant

Bewertet mit 4.5 Sternen

Zum Inhalt:

Die Familie Gadsby aus London ist keine gewöhnliche Familie. Während die Eltern wochenlang abwesend sind und arbeiten, sind die vier Kinder Flora, Bluebell, Jasmin und Twig weitgehend auf sich alleine gestellt. Deshalb soll fortan der Student Zoran auf die Rasselbande aufpassen, doch vor allem die zickige Flora und die eigenwillige Bluebell, die am liebsten ihr Umfeld durch die Kamera beobachtet, lassen sich nicht gerne etwas vorschreiben. Als dann auch noch der charismatische Joss bei den Nachbarn einzieht und sowohl Blue als auch Flora den Kopf verdreht, ist das Chaos komplett.

Meine Meinung: 

Die Geschichte wird aus Bluebells Sicht erzählt, in kurzen Kapiteln abwechselnd in Form von Tagebucheinträgen und Transkriptionen von Kurzfilmen. Ich mochte Blue auf Anhieb. Sie ist clever, einfühlsam und eigenwillig. Sie tut alles für ihre Familie und kümmert sich liebevoll um ihre beiden kleineren Geschwister. Ihre verletzliche Seite ist Iris, ihre verstorbene Zwillingsschwester, deren Tod sie noch nicht verarbeitet hat. Vor allem die Erinnerungen an Iris sorgen für die berührendsten Momente in diesem Buch.

Obwohl in dieser Familie viel Chaos, Streit und Unstimmigkeiten herrschen, fühlte ich mich bei den Gadsbys sehr wohl, denn im Kern halten doch alle fest zusammen.  Jedes Familienmitglied hat seinen eigenen Charakter. Die zickige Flora ist einerseits stets genervt von ihren Geschwistern und Eltern, steht für ihre Familie aber jederzeit ein wie eine Löwin. Joss, der geheimnisvolle und selbstbewusste Nachbarsjunge, der Blue ihr Selbstvertrauen zurückgibt und ihr Gefühlsleben auf den Kopf stellt. Die liebevolle Mutter, die jedoch fast nur auf Reisen ist und so vor ihrer Trauer davonläuft; der zerstreute Vater, ein Geschichtsprofessor, der unermüdlich an seinem geheimen Projekt arbeitet. Zoran, der selbst im größten Chaos noch einen kühlen Kopf bewahrt und sich redlich bemüht, den Kindern Vater, Mutter und Freund zu sein. Jasmin und Twig, die einfach nur süß sind. Die resolute Oma in Devon, die der Meinung ist, Kinder brauchen einen strengen Zeitplan voller Outdoor-Aktivitäten.
 
Ich bin durch dieses Buch regelrecht geflogen. Bluebell und ihre Familie sind so chaotisch und toll, und es hat viel Spaß gemacht, ihre vielen kleinen Abenteuer mitzulesen. Ich musste öfter schmunzeln, aber es gab auch einige ergreifende Momente, die vor allem in Zusammenhang mit der verstorbenen Iris stehen. Man kann Blues Schmerz förmlich spüren. Aber auch die seltenen Momente zwischen den Kindern und ihrer Mutter waren teilweise sehr rührig – wenn nicht gerade gestritten wurde.

Die Geschichte ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch spannend, denn es stehen viele offene Fragen im Raum, die nach und nach beantwortet werden: Wie ist Iris gestorben und wieso fühlt sich Blue schuldig an ihrem Tod? Wieso sind Blue und ihre ehemalige beste Freundin Dodi zu solchen Feindinnen geworden? Warum wurde Joss zu seinen Großeltern geschickt? Werden sich die Eltern trennen, und warum kommt Dad kaum noch nach Hause?

Das Ende ist dann voller Überraschungen und fast schon einen Ticken zu sehr „Happy End“. Aber irgendwie gönnt man dieser Familie das auch von Herzen, und zumindest für eine Person geht die Geschichte nicht zu ihrer vollsten Zufriedenheit aus. Außerdem sind wir hier noch nicht am Ende mit der Familie Gadsby. „Die Geschwister Gadsby“ ist zwar ein abgeschlossener Roman, bildet jedoch den Auftakt einer Reihe. Der 2. Band „Flora in love“ ist im Juni 2014 auf Englisch erschienen – ich freue mich auf jeden Fall auf ein Wiedersehen mit dieser einzigartigen Familie!