Rezension

Trennende Welten *****

The Fortunate Ones -

The Fortunate Ones
von Catherine Hokin

Bewertet mit 5 Sternen

Bewertet wird die deutschsprachige Ausgabe "Alles Glück, das wir hatten":

 

Inge Ackermann aus reichem Fabrikantenhause soll im Jahre 1941 mit dem SS-Arzt Max Eichel verheiratet werden und sucht ein einziges und letztes Mal vor der Ehe mit ihrer unternehmungslustigen Freundin einen verbotenen Tanzabend auf. Kurz vor einem Fliegeralarm lernt sie Felix Thalberg kennen und spürt sofort eine tiefe Zuneigung zu ihm. Nach einem folgenden Treffen am See trennen sich die Wege der beiden, Inge wird zur vorbildlichen deutschen Ehefrau, während Felix und sein Vater in verschiedene Judenlager gekarrt werden. In ihrem Unglück klammern sich sowohl Inge als auch Felix an die kaum dagewesene gemeinsame Zeit.

Gefühlvoll bringt Catherine Hokin diese bewegende Geschichte zu Papier, niemals schreckt sie davor zurück, auch grauenvolle Tatsachen zu beschreiben, sodass dieser Roman nichts für schwache Nerven ist. Gut recherchierte Details wie beispielsweise die jüdischen „Funktionshäftlinge“, welche Banknoten oder Dokumente fälschen, finden Eingang in die Handlung und lassen dadurch alles noch lebendiger und greifbarer werden. Stets wird der Verlauf der Geschichte von zwei Seiten betrachtet, so verfolgt der Leser die Jahre 1941 bis 1956 abwechselnd aus Inges und aus Felix‘ Sicht. Beide Schicksale sind ergreifend und durchwegs nachvollziehbar dargestellt, sodass man sich gut in die Figuren hineinversetzen kann, auch sämtliche weitere Personen sind sehr gut vorstellbar und liefern bildhafte Szenen. Hokin gelingt es bravourös, über die schrecklichen Bedingungen in den Lagern zu schreiben und dem Leser Felix‘ Kampf ums Überleben nahezubringen, indem er an „sein Mädchen“ denkt und schreibt. Und auch Inge ist keineswegs entzückt über den Arzt, der ihr von ihren Eltern zum Gemahl gewählt worden ist, denn nach und nach enthüllt sie, welche Position er am Wiener Spiegelgrund und später in Sachsenhausen eingenommen hat mit seinen medizinischen Experimenten.

Zwei bewegende Schicksale, ein aufwühlender Roman – ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen!