Rezension

Trocken und schwer lesbar

Wie die Franzosen die Liebe erfanden - Marilyn Yalom

Wie die Franzosen die Liebe erfanden
von Marilyn Yalom

Eine Reise durch 900 Jahre französischer Literaturgeschichte, die wegen des trockenen, umständlichen Schreibstils, zahlreicher Längen und massiver Eigenwerbung der Autorin für mich leider eine Qual war. Eines von nur zwei Büchern, dessen Lektüre ich im vergangenen Jahr abgebrochen habe.

Inhalt

Wurde die Liebe in Frankreich erfunden? In 16 Kapiteln stellt die Autorin verschiedene mal mehr, mal weniger bekannte Liebesgeschichten der französischen Literatur vor. Madame Bovary und Cyrano de Bergerac sind ebenso vertreten wie Abaelard und Heloise, die in Frankreich anscheinend fast noch bekannter als Romeo und Julia und die Schutzheiligen französischer Liebespaare sind.

Meine ausführlichere Meinung

Ich habe zwar schon das ein oder andere französische Buch gelesen, bin jedoch bei weitem keine Expertin. Die Leseprobe sowie der Titel und Klappentext hatten mich angesprochen und ich hatte mir erhofft, hier zwar vielleicht die ein oder andere Leseanregung zu erhalten, aber in erster Linie wollte ich jedoch von dem Buch von Marilyn Yalom selbst unterhalten werden. Dies war leider nicht der Fall und ich habe das Buch nach Kapitel 10 endgültig abgebrochen, nachdem ich es über mehrere Wochen hinweg immer abschnittsweise gelesen hatte.

Gut ist, dass die Kapitel voneinander unabhängig lesbar sind, aber selbst innerhalb eines Kapitels bin ich nie in einen Lesefluss gekommen. Der Sprachstil war für mich eine Qual, wenn ich hier auch fairerweise nicht ganz ausschließen kann, dass es im Original eventuell besser zu lesen ist und lediglich die Übersetzung alles sehr umständlich und ausufernd gemacht hat. Zitate hin und wieder sind schön und gut, aber diese Unmenge von Zitaten, die teilweise mehr als eine halbe Seite des Textes annehmen, waren meiner Meinung nach oft nicht in dieser Länge und Fülle  wirklich notwendig. Mehr als 10 Seiten Fußnoten im Anhang bestätigen mich in meiner Meinung.

Der rote Faden fehlte für mich. Zumindest einen kurzen Abriss der französischen Literaturgeschichte in Form eines Vorwortes oder meinetwegen einer kurzen tabellarischen Auflistung hätte mir schon sehr geholfen. So wurde man immer von Kapitel zu Kapitel in eine Epoche reingeschmissen, und selbst dann wurde Wissen meiner Meinung nach einfach vorausgesetzt. Für französische Literaturkenner ist das Buch sicherlich viel besser zu lesen, ich hätte mir als unwissende Durchschnittsleserin zumindest knapp die wichtigsten Infos zusammengefasst gewünscht.

Am schlimmsten fand ich persönlich jedoch die Art und Weise, wie Yalom sich selbst immer wieder in die Geschichte der Liebespaare einbringt. Und damit meine ich noch nicht mal die Stellen, in denen sie immer kleine "Anekdoten" von sich in Frankreich einbringt und ihre Meinung als die unwiderruflich richtige einer DER Frankreichexpertinnen schlechthin darstellt. (Ganz schön ausgeprägtes Selbstbewusstein, kam zumindest bei mir so an.) Obwohl mich diese "Ankedoten" oft schon ein bisschen genervt haben. Ich meine selbst nicht die Stellen, in denen sie andere Leute abrupt und zusammenhangslos in ihre Literaturgeschichte einflicht - wie etwa den Sohn von Bekannten, der in Frankreich groß wurde und sicherlich nur deswegen zum krassen, unwiderstehlichen Frauenabschlepper an der amerikanischen Uni, die er besuchte, wurde. Franzosen verführen besser.

Nein, fast jedes Kapitel weist auf mindestens einen von der Autorin veröffentlichten wissenschaftlichen Aufsatz hin. Im Fließtext. (Als Fußnote für mich ja noch akzeptierbar.) Diese penetrante Art der Eigenwerbung bzw. Selbstbeweihräucherung war für mich dann doch etwas zuviel des Guten.

Von provokanten Thesen habe ich auch nichts lesen können.

Fazit

Sehr gut recherchiert, keine Frage; aber meine Erwartungen konnten nicht erfüllt werden.