Typisch, kalt, skandinavisch - bisschen langsam
Was so ein richtiger Krimi aus Europas Norden ist, den zeichnet aus:
1. An der Spitze der Ermittlungen ein introvertierter, eigenbrötlerischer Kommissar, in dessen Privatleben es holprig zugeht. Hat der Chefermittler Glück, schneidert ihm der Autor keine Depression auf den Leib, sondern nur einen Hang zur Grübelei.
Edvard Matre hat Glück.
2. Die Ermittlungen führt nicht einer allein, sondern eine Gruppe. Sie gibt dem Autor einen größeren Spielraum, die Handlungsstränge mal hierhin, mal dorthin zu verlegen.
Neben Edvard ermitteln der selbstgefällige Tommy und dessen krasses Gegenteil, die zaghafte und unsichere Solveig. Leider sehr geschlechtstypisch dargestellt: Der Draufgänger und die Zögerliche.
3. Das Wetter ist meist schlecht, kalt, stürmisch, regnerisch. Außer an Mittsommer.
Es ist Winter.
4. Im Mittelteil lässt die Spannung nach, während sich die Ermittler anscheinend tagtäglich nur dem Aktenstudium und den Protokollen hingeben.
Ja, leider auch hier. Das Interesse flacht ab, glücklicherweise nur vorübergehend.
Was bei diesem Krimi dazu kommt (wie bei den meisten Krimis, egal woher): Ein Fall reicht nicht, und alle Fälle, um die sich die Ermittlertruppe kümmert, hängen wundersamerweise zusammen. Und natürlich muss es wieder ein Serienmörder sein. Dagegen läuft der Handlungsstrang um das Massengrab nebenher.
Was für den Krimi spricht: Dass er nicht stereotyp endet. Dass er einige überraschende Wendungen bietet. Dass die Liebesgeschichte nicht nach 0-8-15 Machart in die Handlung gestopft wird, sondern sich verhalten und passend entwickelt.
Fazit: Skandinavisch. Ruhig. Könnte mehr Schwung vertragen.