Rezension

Über den alltäglichen Familien- und Berufalltag, der mal mal in Wahnsinns-Chaos abdriftet!

Ziemlich unverbesserlich - Frauke Scheunemann

Ziemlich unverbesserlich
von Frauke Scheunemann

Bewertet mit 4 Sternen

Nikola ist Anwältin und alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Unterstützt wird sie von ihrer Schwiegermutter, auf deren Hof sie alle zusammen wohnen, anders wäre ihr Beruf und die Familie auch nicht vereinbar. Nikola hat zu wenig Zeit für ihre Kinder, ihre Schwiegermutter drückt ihr einen Fall nach dem anderen aufs Auge, obwohl Nikola diese gar nicht annehmen will – Chaos ist also vorprogrammiert! So auch, als Nikola auf Drängen ihrer Schwiegermutter ihren neuen italienischen Nachbarn vertritt, der angeblich eine Hanfplantage im alten Gewächshaus seiner verstorbenen Tante betrieben haben soll, muss sie sich mit ihrem neuen Kollegen Simon zusammen tun, da sie nicht viel von Strafrecht versteht …

Ich liebe Familienkomödien! Je chaotischer, desto besser, denn auch in unserem Haushalt läuft es chaotischer ab, als ich es oftmals gerne hätte. Und deswegen lese ich auch gerne darüber, um zu erfahren, dass es anderswo vielleicht genau so zugehen könnte.

In Frauke Scheunemanns neuem Roman Ziemlich unverbesserlich wartet die Familie allerdings nicht mit der konventionellen Familienbild auf, denn in der Familie Petersen gibt es keinen Vater mehr. Dieser ist leider vor einigen Jahren verstorben, womit sowohl Nikola als Ehefrau, als auch die beiden Kinder Tessa und Max gut klar kommen. Zumindest, wenn sie gerade nicht geärgert werden. Dafür wohnen sie mit ihrer Schwiegermutter Giesela zusammen, die ihre Familie nicht nur umsorgt, sondern die Kinder auch noch nach Strich und Faden verwöhnt. Eine etwas andere Kombination also, aber gerade dieses leicht ungewöhnliche Gewusel macht besonderen Spaß!

Nikola will sich zwar gerne mehr um ihre Kinder kümmern und nimmt sich dies immer wieder vor, aber leider ist es eine Tatsache, dass sie die Brötchen verdienen muss. Ihr Job verhindert oftmals, dass sie ihre selbst gesteckten Ziele erreicht, was ihr selbst auch nicht wirklich passt. Dennoch erledigt sie ihren Job gerne. Ohne ihre Schwiegermutter wäre die Familie aufgeschmissen. Giesela kümmert sich rührend um ihre Enkelkinder und tut dies auch gerne. Sie ist eine resolute Person und nervt ihre Schwiegertochter ab und an auch damit, obwohl sich beide ansonsten gut verstehen. Mit Tessa hat Nikola eine pubertierende Tochter, die die typischen Teenie-Probleme mit sich bringt. Das ist häufig zusätzlich anstrengend, wenn sich Tessa von niemandem verstanden fühlt.
 Generell sind die meisten Figuren in diesem Buch sehr liebenswert. Auch Nikolas Arbeitskollegen mochte ich gerne lesen. Ein wenig geärgert habe ich mich teils über Nikolas Naivität und Selbstsucht. Selbst die blindeste Kuh hätte doch irgendwann mitbekommen müssen, wieso die Männer in Nikolas Leben sich einfach nicht grün sind. Da hätte auch Nikola irgendwann drauf kommen können. Als Anwältin hätte ich ihr da mehr Spitzfindigkeit zugetraut. Klar war auch, dass es einfach nicht gut gehen kann, wenn man seinem Kind wiederholt nicht zuhört, weil man mit kochen muss oder einfach selbst ins Bett will. Auch hier hätte ich ihr mehr Einfühlungsvermögen zugetraut, zumal sie auch selbst schon begriffen hat, dass sie zu wenig Zeit für ihre Kinder hat. Ein wenig einleuchtendere Prioritätensetzung hätte ich mir hier schon gewünscht.

In diesem Buch geht es nicht nur um die Familie und die Probleme einer Mutter, alles unter einem Hut zu bekommen – also Arbeit, Kinder, private Bedürfnisse – sondern auch zu einem großen Teil um einen Fall, den Nikola gerade bearbeitet und der ebenfalls ziemlich witzig und ungewöhnlich ist.
 Es geht um die neuen italienischen Nachbarn der Familie Petersen, die vor einigen Monaten den Hof ihrer Tante Erika geerbt haben. Im dazugehörigen Gewächshaus wurden nämlich massenhaft Hanfpflanzen sicher gestellt, von denen sie behaupten, dass sie nicht von ihnen stammen, sondern noch Überbleibsel ihrer Tante seien. Ein wenig ungewöhnlich, wenn man bedenkt, dass die Verstorbene bereits über 90 Jahre alt war. Trotzdem nimmt Nikola auf Drängen ihrer Schwiegermutter, zusammen mit ihrem neuen Kollegen Simon den Fall an, recherchiert ins Blaue hinein und wird am Ende tatsächlich überrascht …

Fazit

Frauke Scheunemann konnte mich mit ihrem neuen Roman wirklich begeistern und mir ein paar angenehme und unterhaltsame Lesestunden bescheren. Ich habe das Chaos in Nikolas Leben und ihrer Familie gerne mitverfolgt und mich nicht selten selbst in diesem Chaos wieder gesehen.
 Ein toller Roman über den alltäglichen Familien- und Berufsalltag, der gerne mal in Wahnsinns-Chaos abdriftet!