Rezension

Über Menschlichkeit, wo man sie nicht erwartet

Heute leben wir - Emmanuelle Pirotte

Heute leben wir
von Emmanuelle Pirotte

~~Inhalt
Renée ist sieben Jahre alt. Ein jüdisches Mädchen ohne Eltern, das im Zweiten Weltkrieg vor den Deutschen versteckt wird. Zunächst bei Nonnen, dann bei Bauern und zuletzt bei einem Pfarrer. Doch dann fällt sie ihrem Feind in die Hände: zwei Deutschen, die mit Renée in den Wald fahren, um sie zu erschießen. Aber Matthias – einer der Soldaten – lässt Renée am Leben. Er ist fasziniert von dem Mädchen und bemerkt schnell, dass sie sein Leben für immer verändern wird.

Meine Meinung
Inspiriert von ihren Großeltern legt die Autorin Emmanuelle Pirotte mit "Heute leben wir" ihr Debüt vor. Denn diese haben während des Zweiten Weltkriegs etwas sehr mutiges getan: sie haben ein jüdisches Kind bei sich versteckt. Pirottes Roman war in Frankreich ein riesen Erfolg, wurde bereits mit Preisen überhäuft und wird noch in diesem Jahr verfilmt.

Emmanuelle Pirotte erzählt eine überzeugende Geschichte, in dem sie aufzeigt wie der Krieg die Menschen unmenschlich werden lässt und, dass manchmal jedoch genau dort Menschlichkeit zu finden ist, wo man sie am wenigsten erwartet. Dabei lässt sie uns tief in die Seelen ihrer Hauptfiguren sehen. Gerade das, was man in diesen Tiefen finden konnte, war nicht immer verständlich und auch manche Handlungsweisen ihrer Protagonisten – insbesondere Matthias – waren nicht konstant nachvollziehbar, aber das mussten sie auch nicht. Im Krieg spielen Logik und Sinnhaftigkeit auch so keine Rolle.

"Heute leben wir" ist eine intensive Geschichte mit zwei Hauptfiguren, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber jeder auf seine Art interessant sind. Die Handlung gewinnt insbesondere durch die wechselnden Perspektiven, derer sich die Autorin im Verlauf der Handlung bedient und dadurch Spannung entstehen lässt. Am Ende schließt sich mit dem letzten Satz ein Art Kreis. Dennoch bin ich mir immer noch nicht sicher, ob ich mit dieser Entwicklung konform gehe oder es mir lieber gewesen wäre, wenn die Geschichte anders enden würde.

Fazit
"Heute leben wir" ist ein Buch über Krieg, Verfolgung und Menschlichkeit. Eine Geschichte, die zeigt, was der Krieg mit Menschen macht, wie er sie verändert, verrohen und herzlos werden lässt, aber trotz aller Härte dennoch auch etwas Gutes in ihnen aufkeimen kann.