Rezension

Überhaupt noch Krimi?

Die schützende Hand - Wolfgang Schorlau

Die schützende Hand
von Wolfgang Schorlau

Bewertet mit 5 Sternen

Wieder einmal hat Wolfgang Schorlau ein heißes Eisen aufgegriffen. Gerade, als er völlig pleite ist, erhält der Privatdetektiv Georg Dengler Geld von einem anonymen Auftraggeber. Er  soll prüfen, ob bei dem Selbstmord der beiden NSU-Terroristen Mundlos und Böhnhardt alles korrekt ermittelt wurde. Mehr aus Notwendigkeit als aus Überzeugung nimmt Dengler den Auftrag an und findet zunächst auch keine Hinweise, dass es sich nicht um einen Selbstmord gehandelt hat. Doch angetrieben von seiner Freundin Olga gräbt er tiefer und stößt auf zahlreiche Ungereimtheiten, die auf ein Staatsverbrechen inklusive anschließender Vertuschung hindeuten. Ausgehend vom offiziellen Bericht, demzufolge zwischen den beiden Todesfällen gerade mal 20 Sekunden liegen, in denen dann auch noch der Brand des Wohnmobils entfacht worden sein soll, gelingt Dengler eine ganz andere Rekonstruktion des Tathergangs.

Als Leser fragt man sich des Öfteren, ob es sich überhaupt noch um einen Kriminalroman handelt, die zahlreicher als in den Vorgängerromanen eingestreuten Dokumente sowie Fußnoten und Fotos aus dem Wohnmobil lassen die offizielle Variante vom Doppelselbstmord doch arg fragwürdig erscheinen. Waren die beiden tatsächlich nur Bauernopfer, um die Verstrickungen des Verfassungsschutzes zu verschleiern? Wie stark war der am Aufbau rechtsradikaler Strukturen in den neuen Bundesländern beteiligt? Gibt es Parallelen zu zu den gegenwärtigen Ausschreitungen gegen Asylbewerber.

Die Antworten, die Schorlau auf diese Fragen gibt, sind zwar Fiktion, aber leider durchaus eine nahe liegende. Und damit höchst Besorgnis erregend.