Rezension

Überraschend gut

Das Buch Eva -

Das Buch Eva
von Meg Clothier

Bewertet mit 4 Sternen

Angeregt vom Mysterium des Voynich-Manuskripts und in einen feministischen Roman gegossen. Großartige Geschichte. Aber Vorsicht, wer hier einen klassischen historischen Roman erwartet, wird nicht glücklich.

Als in der Nacht vor der großen Fastenzeit zwei fremde Frauen Zuflucht im Kloster suchen, ahnt die Bibliotheksschwester Beatrice kaum, wie unwiderruflich dies ihr Leben verändern soll. Auf dem Sterbebett vertraut eine der beiden Frauen ihr ein geheimnisvolles Buch an, das auch die Kirchenväter der Stadt interessiert und wofür sie manche Grenze zu überschreiten bereit sind. 

„Das Buch Eva“ von Meg Clothier ist ein historischer Roman mit Elementen ins Fantastische, doch es ist vor allem ein feministisches Buch, dass die Rolle des Patriarchats in Frage stellt - sowohl in weltlicher als auch religiöser Hinsicht. Dabei geht nicht darum, dass es anstelle von Gottvater eine Große Mutter gibt, sondern vielmehr, dass beides eine Berechtigung hat und keiner über dem anderen steht. 

Die bildhafte, anmutige Sprache der Autorin und ihre detaillierte Beschreibung der Charaktere lassen einen schnell ins Geschehen finden, das zumeist aus der Perspektive von Schwester Beatrice, der Bibliothekarin des Klosters, erzählt wird. Das Buch liest sich leicht – ich habe es in zwei Tagen gelesen und die Handlung, deren Rahmen das klösterliche Leben bildet, ist zeitlich etwa im Spätmittelalter angesiedelt. Dabei bringt die Autorin Magie immer dann ins Spiel, wenn es für die ein oder andere Figur sozusagen brenzlig wird. Angesichts der inquisitorischen Methoden fand ich diesen erzählerischen Kniff sehr sympathisch, weil so die Leichtigkeit des Buches erhalten bleibt. Gleichzeitig wurde die Kraft des Weiblichen dadurch greifbarer und es hat natürlich auch dazu beigetragen, dass sich schlussendlich alles positiv fügt. Und trotz dieses fast kitschigen Happyends – aber wirklich nur fast – klingt dieses Buch nach, denn die Themen rund um die Unabhängigkeit und den freien Willen jeder Frau sind heute so präsent wie nie. 

Besonders auffallend ist das wunderschöne Cover, dessen Gestaltung sich auf das geheimnisvolle Buch bezieht. Die Details der Illustrationen, die Farben, die geheimen Schriftzeichen sprechen dafür, dass die Grafikerin oder der Grafiker das Buch auch gelesen hat. Oder die Autorin hat die Covergestaltung angeleitet. Mit einem Hardcover wäre es perfekt gewesen.