Rezension

Überraschend gut trotz oder grade wegen neuer Figuren!

Schütze meine Seele - Rachel Vincent

Schütze meine Seele
von Rachel Vincent

Sie spürt, wenn ein Mensch in ihrer Umgebung bald sterben wird. Sie ist sogar in der Lage, mit Hilfe ihres Freundes den Tod anderer zu verhindern. Doch was soll sie tun, wenn niemand ihr glauben will, wer der wahre Feind ist?

 

Nach ihrer Trennung von Nash weiß Kaylee nicht mehr, ob sie ihm jemals wieder vertrauen kann. So nah wie früher mag sie ihn nicht mehr an sich heranlassen, aus Angst, er würde irgendwann in seine Sucht zurückfallen und sie erneut verletzen. Doch freigeben will sie ihn ebenso wenig.
Das wird ihr vor allem dann klar, als seine Exfreundin Sabine plötzlich in ihrer Schule auftaucht und alles daran setzt, Nash zurück zu gewinnen.
Zeitgleich sterben mehrere Lehrer mitten im Schlaf und Kaylee ist sofort überzeugt, dass nur Sabine dahinter stecken kann.
Aber hat sie mit ihrem Verdacht wirklich Recht oder spricht nur die Eifersucht aus ihr?

 

 

Anfangs war ich richtig skeptisch, was dieses Buch anging. Natürlich bringt es immer Abwechslung in eine Reihe mit hinein, wenn man neue Protagonisten einführt. Allerdings ist es meistens eine Gradwanderung, jemanden, der bewusst das Hauptpairing torpedieren soll, nicht zu einseitig boshaft oder zu sympathisch darzustellen. Man bekommt sehr oft einfach eine hassenswerte Person vorgesetzt, die außer diesem Umstand nicht viel zu bieten hat.
Ich muss gestehen, Sabine ist mir nicht unbedingt sympathisch. Sie ist überheblich, rücksichtslos und egoistisch. Aber Rachel Vincent hat es geschafft, ihr auch andere Seiten zu verleihen, die ihr Handeln nachvollziehbar und ihren Charakter vielschichtiger machen. Zumal Kaylee gleichzeitig mit ihrer Eifersucht und ihrer Selbstgerechtigkeit den einen oder anderen nicht so angenehmen Wesenszug offenbart. Trotzdem oder gerade deswegen mochte ich diesen Teil der Serie sehr, eben weil er die Figurenentwicklung so vorantreibt. Da Band Drei vor allem Nashs schlechte Eigenschaften offenbart hat, bildet Schütze meine Seele in der Hinsicht einen tollen weiblichen Kontrast dazu.

 

Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und toll zu lesen. Wieder einmal gelingt es der Autorin mit ihren Worten, die Gefühle ihrer Helden beinahe greibar zu machen. Das verleiht der sich stets verändernden Beziehung zwischen den beiden Banshees wesentlich mehr Tiefe und damit auch Realitätsnähe. Langweilig wird es jedoch nie, da die Dämonenwelt natürlich im Hintergrund ihre Fäden spinnt und die actionreichen Szenen spannend und mitreißend erzählt werden, sodass man sich sofort mitten im Geschehen fühlt. Selbst wenn der Handlung ein paar Klischees weniger noch besser getan hätte.
Der nötige Schuss Humor, der an einigen Stellen zu richtigem Sarkasmus mutiert, darf ebenso nicht fehlen und lockert so manches emotionales oder dramatisches Ereignis auf.
Was mich etwas gestört hat, war das Ende. Ich will nicht zu viel verraten, allerdings wurden hier gewisse Komplikationen meiner Meinung nach zu einfach gelöst. Das nimmt auch den Bösewichtern ein bisschen die Gefährlichkeit, was sie wahrlich nicht verdient haben.

 

 

Schütze meine Seele ist eine gelungene und mitreißende Fortsetzung der Soul Screamers Reihe. Gerade durch eine neue, nicht unbedingt sympathische, aber interessante Figur bringt Rachel Vincent eine andere Wendung in die Handlung und offenbart dadurch gleichzeitig so manchen negativen Charakterzug unserer Lieblingsbanshee. Mit viel Humor und Spannung gelingt es der Autorin zudem, den Leser trotz dem einen oder anderen Klischee zuviel und einem zu einfachen Ende bei Laune zu halten.
Wer schon vorher von der Serie begeistert war und nicht genug von Kaylee, Nash und Todd bekommen kann, der sollte auf alle Fälle zugreifen. Denn das Niveau der Vorgängerbände bleibt wunderbar erhalten.