Rezension

Überzeugend

Hitlers militärische Elite -

Hitlers militärische Elite
von

Bewertet mit 5 Sternen

In 68 Kurzportraits werden in diesem Buch Führungskräfte aus Heer, Marine, Luftwaffe, Heeresjustiz und -sanitätsdienst vorgestellt. Dabei geht es den Autoren weniger um die militärischen Leistungen der beschriebenen Personen, die zwar aufgelistet werden, als um deren Einstellung zu Hitler und ihre Verstrickung in die Verbrechen seines Systems. Fast allen war ihre ablehnende Haltung zur Demokratie eigen, die sie mit der angeblich unpolitischen Haltung der Reichswehr kaschierten. Als dann Hitlers Aufrüstungsprogramm startete und den Offizieren eine neue Daseinsberechtigung und die Hoffnung auf Tilgung der als Schmach empfundenen Niederlage im Ersten Weltkrieg verschaffte, ließen sich die meisten zur Mitarbeit hinreißen. Selbst, als spätestens seit 1937 zunehmend der aggressive Charakter der Aufrüstung deutlich wurde und die Verbrechen des Systems durchaus schon erkennbar waren, hielt diese Zusammenarbeit aufrund der Identität der großdeutschen Ziele an. Erste Zweifel einzelner Generäle beruhten auch nicht so sehr aus grundsätzlichen moralischen Überlegungen als vielmehr auf militärstrategischen Bedenken.
Spätestens mit dem Überfall auf die Sowjetunion aber musste jedem Handelnden klar sein, dass er es mit einer verbrecherischen Staatsführung zu tun hatte, aber kaum jemand protestierte gegen dem "Kommissarbefehl", die Behandlung der Kriegsgefangenen oder gar die Aktionen gegen die Juden im Hinterland des Kampfgebietes. Aber genau in diesem Kontext zeigen sich die Handlungsmöglichkeiten der verantwortlichen Militärs. Wenige, viel zu wenige, konnten sich zu aktiver Gegnerschaft durchringen, die weitaus meisten begründeten ihr Handeln, sprich ihre Untätigkeit und gegen die Verbrechen und ihr Funktionieren als Heerführer, mit der Pflicht zum Gehorsam und kämpften bedingunsklos weiter für ihren Oberbefehlshaber, bis zum bitteren Ende. Als weitere Gruppe sind dann noch die "Überzeugungstäter" zu nenne, Generale wie Reichenau, Schörner oder Dietl, die die nationalsozialistische Ideologie übernahmen.
Abgerundet wird der Band durch zwei Aufsätze zum Thema "Widerstand, Gehrosam und Pflicht" sowie der Legendenbildung von der angeblich "sauberen" Wehrmacht nach dem Krieg.