Rezension

Überzeugende Argumentation

Was soll ich hier? - Thomas Christian Kotulla

Was soll ich hier?
von Thomas Christian Kotulla

Bewertet mit 5 Sternen

„...Wir können an einen Gott glauben oder nicht. Auf die Frage, ob es ihn gibt oder nicht, hat das keinen Einfluss...“

In zwei Teilen, die sich jeweils in fünf Kapitel untergliedern, wendet sich der Autor den grundlegenden Fragen der Menschheit zu. Schon im Prolog formuliert er diese: Wer sind wir Menschen? Woher kommen wir? Wohin gehen wir?

Im ersten Teil debattiert der Autor über das Menschenbild. Er analysiert daraufhin den Naturalismus, den Supernaturalismus und den Agnostizismus. Zufall und Gesetzmäßigkeit, Kausalität und Korrelation werden dabei von ihm ins Blickfeld gerückt. Anschließend sucht er nach Antworten auf die Frage, wie die Ordnung in die Welt gekommen ist. Neben naturwissenschaftlichen Betrachtungen rückt immer mehr der Begriff der Agape, der im griechischen Sprachgebrauch höchsten Form der Liebe, in den Mittelpunkt. Gewissen und Gerechtigkeit spielen eine zunehmende Rolle. Ihre Herkunft wird hinterfragt. Die Wirkung dieser Begriffe in den unterschiedlichen Religionen werden dargelegt und logische Schlussfolgerungen gezogen. Die Frage nach der Vereinbarkeit und Leid und Liebe sowie Betrachtungen zum Thema Wahrheit schließen den ersten Teil ab.

Die Erkenntnisse des ersten Teils bilden die Grundlagen für die Ausführungen des zweiten. Hier geht es vor allen Dingen um die Frage, warum wir in der Welt sind. Warum hat ein liebender und gerechter Gott Menschen geschaffen und was ist der Sinn unseres Daseins? Genau darum drehen sich die folgenden fünf Kapitel. Hier arbeitet der Autor mit vielen Bibelzitaten, die logisch analysiert und aufbereitet. Er versteht es, seine Darlegungen verständlich zu machen, sei es das Bild der Dreifaltigkeit Gottes oder das Opfer Jesu und seiner Auferstehung. Das Besondere ist, dass der Autor nicht bei den Bibelzitaten stehenbleibt, sondern sie hinterfragt und das Für und Wider abwägt.

Dabei sieht er den Kern des Christentums in der Gnade und nicht in der Angst vor Strafe. Der freie Wille ward uns gegeben, damit wir entscheiden können, wie wir in Zukunft leben wollen. Es ist an uns, die angeborene Gnade anzunehmen. Die Themen Agape und Gerechtigkeit ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch.

Der Schriftstil des Buches lässt sich gut lesen. Selbst die eingeflochtenen wissenschaftlichen Betrachtungen sind verständlich. Die Argumentationsketten sind konsequent logisch aufgebaut. Der Autor versteht es, seinen Leser dabei mitzunehmen. Gekonnt werden Widersprüche aufgezeigt und aufgelöst.

Umfangreiche Anmerkungen ergänzen die Ausführungen.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die etwas andere Vorgehensweise des Autors, seine Arbeit mit Analyse und Synthese, machen die Schlussfolgerungen nachvollziehbar, lassen mich als Leser mitdenken und Konsequenzen für das persönliche Leben ziehen.