Rezension

Unbeholfenes Debüt

Nibelungenmord - Judith Merchant

Nibelungenmord
von Judith Merchant

Bewertet mit 2.5 Sternen

In Königswinter wird eine Frauenleiche in einer Höhle gefunden. Zeitgleich wird die Frau des ortsansässigen, bekannten Notars Michael Sippmeyer, an ihrem 40. Geburtstag vermisst gemeldet. Es wird natürlich angenommen, dass die Tote und die Vermisste, ein- und dieselbe Person sind. Doch als Kommissar Jan Seidel und seine Kollegin Elena die Ermittlungen aufnehmen, stellt sich schnell heraus, dass die Tote eine andere Person ist, die zunächst keiner vermisst. Im weiteren Verlauf geraten Michael Sippmeyer sowie seine (un-) heimliche Geliebte, die exzentrische Künstlerin Romina Schleheck ins Visier der Ermittlungen.

Ebenfalls mit von der Partie sind Sven Sippmeyer, seineszeichens Sohn der meisst bekifft in der Ecke liegt und seine Mitschülerin Lara, in der verliebt ist.

Leider bleibt die Spannung im Roman auf der Strecke. Kommissar Jan Seidel, der mehr mit seinem Privatleben (er hat gerade eine geplatze Hochzeit zu verkraften) beschäftigt ist, als mit der Ermittlung selbst. Diese zieht sich seitenweise dahin, ohne dass die Ermittlung vonstatten geht. Ausserdem scheint er noch andere psychische Probleme zu haben, da er a. Angst vor Leichen hat und b. ständig seine Dienstwaffe verlegt. Beides in meinen Augen völlig inakzeptabel für einen Kommissar und auch nicht wirklich lustig.

Einzig Edith Herzberger, Jans Oma, bei der er vorübergehend wohnt, bringt etwas Schwung in die Geschichte und übernimmt kurzerhand selbst die Ermittlingen. Schon zu Beginn des Buches hat sie mich überrascht und überzeugt, als sie sich gegen eine böse Frau zur Wehr setzen muss, die sie im Auftrag ihrer Tochter in ein Altenheim stecken will. Herrlich diese Szene! Aber leider geht es kurz danach mit der ganzen Handlung bergab.

Am Ende wird zwar doch noch alles aufgeklärt und auch hier spielt Edith eine wichtige Rolle, denn sie hat schon früh den Knackpunkt gefunden und Miss-Marple-like ihre graue Zellen angestrengt. Sympathisch war sie mir auch, weil sie im früheren Leben eine Buchhandlung führte und aufgrund der vielen Kriminalromande, die sie gelesen hat, auf die Lösung kam.

Die übrigen Charaktere haben wenig Tiefgang und muten nicht nur an manchen Stellen merkwürdig an. Etwas mehr Ermittlungsarbeit hätte dem Kriminalroman mit Sicherheit gutgetan, obwohl die Autorin sich von der Recherche ernüchtert fühlte und sich dann für eine literarische Reduktion entschieden hat, wie sie in einem Interview mit der Autorin Aveleen Avide berichtete.

Mich hat der ganze Roman leider nicht überzeugt.

Da die beiden “Ermittler” Jan Seidel und Oma Herzberger aber in der Zukunft noch weitere Fälle zu klären haben, momentan schreibt die Autorin an einer Fortsetzung, werde ich mir aus reiner Neugier den nächsten Teil besorgen. Ich hoffe inständig, dass die Autorin dann etwas dazugelernt hat.