Unerträglich
Bewertet mit 4 Sternen
Filiz wächst mit ihren neun Geschwistern in einem Dorf in der Türkei auf. Von klein auf sind die Geschwister harte Arbeit und strenge Eltern gewohnt aber sie haben sich gegenseitig und die kleinen Freiheiten des Landlebens. Auch den Blauschmuck der Frauen kennt Filiz gut. Die schwarz-dunkelblauen, lila-hellblauen Flecken trägt jede Frau im Dorf. Auch ihre Mutter und ihre Geschwister wurden schon von der Hand des Vaters so geschmückt.
Mit 13 oder 14 Jahren verliebt sich Filiz in Yunus aber ihr Vater ist strikt gegen eine Heirat der beiden. Als sie sich in ihrem kindlichen Herzschmerz dazu entscheidet mit Yunus wegzulaufen, beginnt ihr langer Leidensweg.
„Yunus schlagt mich.
Er muss mir das Kind aus den Knochen schlagen.
Das Mädchen aus dem Gedärmen.
Er muss mir die Ehefrau ins Gehirn prügeln.“
Seite 75
Winkler beschreibt mit kurzen, schmerzhaften Sätzen das Leben Filiz, das in allen Teilen auf wahren Begebenheiten beruht. Ich war von den Demütigungen, der Gewalt, der Hoffnungslosigkeit und den Schmerzen, die Filiz erlebt erstaunlich getroffen. Winklers harte, prägnante Sprache trägt ihr übriges dazu bei, dass die Lektüre teilweise kaum auszuhalten ist. Dabei entwickelt sich aber ein solcher Sog, dass man das Buch trotz Widerwillen gegenüber dem Inhalt kaum zur Seite legen kann.
Blauschmuck ist die schockierende Chronik einer jungen Frau, die mehr ertragen hat, als ich mir vorstellen kann. Ein aufwühlender, schmerzhafter, schonungsloser Roman, der einen ein wenig den Glauben an die Menschheit verlieren lässt.