Rezension

Ungewöhnliche Ermittlungen

Das falsche Opfer -

Das falsche Opfer
von Lukas Erler

Bewertet mit 5 Sternen

Knallharte Themen, ungewöhnliche Methoden und interessante Figuren. Kurzweilig und spannend!

Die Rechtsanwältin Carla Winter übernimmt den Fall einer Frau, die ihren Freund in Notwehr getötet hat. Der Fall scheint klar, denn die Wunden der Frau passen zu ihrer Geschichte. Doch nach und nach finden sich immer mehr Ungereimtheiten, und so steckt Carla in der Klemme. Nun braucht sie Hilfe, und das ausgerechnet von einem früheren Mandanten, dem sie lieber nichts schuldig sein möchte.

Nachdem mir Carla Winters erster Fall schon sehr gut gefallen hatte, war ich sehr gespannt auf die Themen, die Lukas Erler in seinem neuesten Werk auf den Tisch bringen würde.

Um es kurz zu machen: Wie auch schon in Band 1 war ich überrascht, womit es die energische Anwältin zu tun hatte, denn auch hier gelang es dem Autor, Gepflogenheiten aus dem sogenannten Untergrund anzusprechen, von denen der Normalbürger in der Regel noch nicht einmal ahnt. Carla hangelte sich im Laufe des Falles durch ein Netz hochgefährlicher Kontakte und Momente, die zum großen Teil deutlich politisch untermalt waren. So wurden mir entsprechende Hintergründe in einem authentisch wirkenden Rahmen verständlich nähergebracht, was ich sehr spannend und gelungen fand.

Mit der Protagonistin kam ich in diesem zweiten Band der Reihe erfreulicherweise besser zurecht, sie wirkte weltoffen, lässig und auf eine zurückhaltende Weise klug. Vor allem gefiel mir, dass sie sich nicht auf schnelle Vorurteile einließ, sondern die jeweilige Situation ganz genau sondierte. Zudem mochte ich die markanten Nebenfiguren, die sich im Laufe der Handlung zusammenfanden. Vor allem staunte ich über Carlas neuen Assistenten Ritchie, der so unglaublich wandlungsfähig war und sein detektivisches Auftreten damit zum Glänzen brachte. In seiner eigenwilligen Persönlichkeit passte er als Mitarbeiter unwahrscheinlich gut zum Arbeitsstil der Kanzlei Winter.

Atmosphäre und Tempo gingen hier meiner Meinung nach Hand in Hand, denn die Gefahr, aber auch die privaten Momente der Protagonistin, waren in ihrer jeweiligen Stimmung deutlich spürbar. Dabei mochte ich Claras authentisches Verhalten, da sie nicht immer die Heldin spielen musste, sondern ihrem Unbehagen auch einmal freien Lauf lassen durfte.

„Das falsche Opfer“ war für mich eine sehr kurzweilige, temporeiche Lektüre, die in einem natürlichen Schreibstil gehalten und mit verständlichen, nicht unbedingt alltäglichen politischen Hintergründen versehen war. In diesem Sinne freue ich mich schon auf den nächsten Fall der mutigen Rechtsanwältin. Übrigens ist dieses zweite Buch der Reihe ohne Vorkenntnisse problemlos lesbar.