Rezension

Unkompliziertes Jugendbuch über die erste schwule Liebe

Großstadtgefühle
von Jannis Plastargias

Jonas erlebt zum ersten Mal die Höhen und Tiefen einer Liebesbeziehung: Er wohnt in Berlin, sein Freund Paul in München. Beide sehnen die gemeinsamen Treffen natürlich inbrünstig herbei.  Doch im Alltag, wenn sich beide nicht sehen, begegnen ihnen allerhand Verlockungen und mitunter ist es schwer, ihnen nicht zu erliegen. So wird Jonas eines Tages mit der überraschenden Wahrheit konfrontiert, dass sich sein Kumpel Carl Hals über Kopf in ihn verliebt hat. Was nun?

Jannis Plastargias hat mit “Großstadtgefühle” einen Jugendroman geschrieben, in dem er den Zauber der ersten Liebe beleuchtet. Ein wenig tapsig bewegt sich seine Hauptfigur Jonas, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird, durch die Welt, der Kosenamen, Liebesschlösser, Sehnsucht, Sex, Zweifel und Eifersucht innewohnen. Durch tatsächlich existierende Orte, wie beispielsweise den legendären Berliner Club SchwuZ, stellt Jannis Plastargias in seinem Jugendbuch den Bezug zur Realität her. Als langgediente Schwulen-Mutti darf ich mir wohl außerdem das Urteil erlauben, dass die im Roman dargestellten Probleme und Sehnsüchte keinesfalls Vorurteile, sondern sehr nah an der Wirklichkeit dran sind.

Was mir allerdings weit weniger gefallen hat, sind die teils schwülstigen Dialoge und der Kosename “Geliebter”. Das erschien mir wirklich ziemlich dick aufgetragen.

Das Buch lässt sich flüssig lesen. Die Erzählweise besticht durch einfache, prägnante Sätze und versteigt sich nicht zu komplizierten Wortungeheuern – deshalb ist “Großstadtgefühle” meiner Meinung nach für Jugendliche ab 14 Jahren bestens geeignet. Das 172 Seiten umfassende Buch schreckt durch seinen geringen Umfang sicher auch Lesemuffel nicht ab.

Mein Fazit: Bei den Charakteren und den Dialogen gibt es aus meiner Sicht noch Luft nach oben. Alles in allem ist “Großstadtgefühle” aber eine mühelos zu lesende Erzählung, die einen sensiblen Jungen durch das Abenteuer der ersten großen Liebe begleitet, dabei realistische Einblicke in die schwule Welt gibt und auch das Thema Homophobie nicht ausklammert. Vielleicht gibt es Lehrerinnen und Lehrer, die für “Großstadtgefühle” ein Plätzchen im Literaturunterricht frei haben. Wünschenswert wäre es.