Unsterblich durch Briefe schreiben
Das 2008 erschienene HC wurde für die TB-Ausgabe gekürzt. Mit zahlreichen Illustrationen.
Inhalt:
Vorwort (Thekla Carola Wied und Hannes Riekhoff)
Briefe der Leidenschaft:
- Elizabeth Barrett und Robert Browning
- Madame de Sévigne an Monsieur de Coulanges
- Julie de Lespinasse an Comte de Guibert
- Caroline Schlegel an Friedrich Wilhelm Joseph Schelling
- George Sand an Alfred de Musset
- Bozena Nemcova an Josef Nemes
- Vita Sackville-West an Virginia Woolf
Briefe der Freundschaft:
- Mary Wortley Montague an ihre Schwester
- Jane Austen an ihre Schwester
- Virginia Woolf und Katherine Mansfield
- Ingeborg Bachmann an Hans Werner Henze
Briefe der Mutterliebe:
- Maria Theresia an Marie Antoinette
- Madame Roland aus dem Kerker an Eudora
- Johanna Schopenhauer an Arthur
- Calamity Jane an ihre Tochter
- Marina Zwetajewa an ihre Tochter im Arbeitslager
Briefe des Aufbruchs:
- Maria Sybilla Merian an Johann Georg Volckamer
- Gertrude Bell an Horace Marshall
- Amrita Sher-Gil an ihren Vater
Man kann es kaum glauben, aber die Briefeschreiberinnen des Buches beweisen: Es gibt tatsächlich einiges, das durch alle Jahrhunderte hindurch gleich geblieben ist. So zum Beispiel Liebesschmerzen, Probleme mit aufmüpfigen Kindern oder fordernden Eltern, Erwartungen der Umwelt und die Loslösung von ihnen, depressive Phasen, …
Mit biographischen Angaben führt Bollmann in das jeweilige Kapitel, richtet dabei das Augenmerk auf die Beziehung zwischen Schreiberin und Adressat/in. Ganze Briefe oder Ausschnitte werden vorgestellt, oft auch ein Druck abgebildet. Nicht alle Frauen werden jedem Leser bekannt sein, und es ist bedauerlich, dass ausgerechnet Schriftstellerinnen wie Emily Dickinson oder namhafte Personen der Geschichte wie Katharina die Große in der Taschenbuchausgabe unter den Tisch fallen.
Briefe zu schreiben war Arbeit. Und es dauerte und dauerte, bis Brief und Antwort eintrafen. So waren die Boten zwischen Wien (Maria Theresia) und Paris (Marie Antoinette) mindestens zehn Tage lang unterwegs.
Besonders tragisch die Briefe, von denen man nicht weiß, ob sie den Empfänger jemals erreichen, z.B. Madame Rolands Abschiedbrief aus dem Kerker kurz vor ihrer Hinrichtung an ihre Tochter.
Bei anderen Briefen wundert sich der Leser, wie sie überlebten oder in die Öffentlichkeit gerieten, u.a. die von Calamity-Jane.
Die Archive vieler Museen und historischer Institute sind vollgestopft mit Briefen und bieten damit einen unmittelbare Zugang zum Wesen, zum Leben und zur Zeit ihrer Absender und Empfänger. Was wird von unserer und den nachfolgenden Generationen bleiben? Digitale Chips? Online-Tagebücher?
Aber "Ihdl" klingt sicher nicht so poetisch wie „Ich liebe dich so tief, so hoch, so weit, als meine Seele blindlings reicht …“ (Elizabeth Barrett an Robert Browning)
Man sollte mal wieder Briefe schreiben und nicht immer nur Mails. Einfach weil Briefe wie ein persönliches Geschenk sind.