Rezension

Unsympathischer Protagonist, aber toll geschrieben

This is not a love song - Jean-Philippe Blondel

This is not a love song
von Jean-Philippe Blondel

Bewertet mit 5 Sternen

Vincent lebt mit Frau und Kinder in England. Er ist erfolgreich im Job. Als seine Frau eine Woche zu ihren Eltern fährt, drängt sie ihn dazu auch mal seine Eltern wieder zu besuchen. Also fährt das erste Mal, seit seinem Wegzug, allein nach Frankreich zu seiner Familie. Wirklich Lust hat er keine, die Marotten seiner Eltern nerven ihn, zu seinem Bruder hat er wenig Kontakt und bei seinem ehemaligen Freunden hat er sich fast nie mehr gemeldet. Er sieht eine Woche Langeweile und anstrengender Familienessen vor sich. Darin wird er auch nicht enttäuscht. Aber eine Person wird in überraschen und ihm die Wahrheit sagen.

Vincent ist mir kein wirklich sympathischer Protagonist, er ist arrogant und selbstgefällig. Dennoch verfolgte ich das Aufdecken, der vor ihm versteckten Wahrheit, mit viel Spannung und Interesse. Das lag vor allem am Schreibstil Blondel. Es gab keinen langen Beschreibungen der Umgebung oder der Protagonisten. Er schafft es mit wenigen Worten die Stimmung und die Charakter auf den Punkt zu bringen. Auch die Gedankenabschweifungen von Vincent passten immer sehr gut zur Situation und zu ihm.

Der Titel ist Programm, es ist keine Liebesgeschichte. Sie ist traurig, aber auch hart. Ich fühlte keine wirkliche Liebe, bei keiner der Paarungen. Selbst als Vincent von seiner Frau sprach, hatte ich eher das Gefühl, sie ist Mittel zum Zweck. Nur gegenüber seinen Kinder fühlte ich wirkliche Liebe. Die Verzweiflung der Protagonisten ist dafür umso deutlicher zu spüren, weshalb für mich auch ihre zum Teil unlogischen Handlungen nachvollziehbar waren.

Insgesamt ein ungewöhnlicher Roman für mich was Charaktere und Stimmung angeht. Ein Highlight der Schreibkunst. Auf alle Fälle nicht mein letzter Blondel.