Rezension

Unter falscher Flagge

Seelenläufer - Bianca Fuchs

Seelenläufer
von Bianca Fuchs

Bewertet mit 2 Sternen

Seelenläufer von Bianca Fuchs, erschienen im via tolino media im April 2016.

Zoya verliert ihren Großvater bei dem sie mehr oder weniger aufgewachsen ist kurz nachdem sie angefangen hat zu studieren. Für sie bricht ihre Welt zusammen. Dies kann man gerne wörtlich nehmen. Durch den Schmerz des Verlustes setzt sich in ihrem Inneren ein Vorgang in Bewegung den sie als “Erwachen” erklärt bekommt. In ihr schlummerte die Gabe ein Seelenläufer zu sein der durch den Schmerz des Verlust nun ans Tageslicht gekommen ist. Haltlos durch den Verlust des Großvaters, der ein bekannter und beliebter Seelenläufer gewesen ist und mit wenig Aufklärung was es nun mit dieser neuen Gabe zu tun hat durch Leute die sie schon lange beobachtet haben und sie nun in ihre Gemeinschaft der Seelenläufer aufgenommen haben, begegnet sie der Gegengruppe, den sogenannten Seelenraeubern und verliebt sich natuerlich sofort in einen dieser Bad Boys.

Als ich den Aufruf ”Für alle Fans von Urban-Fantasy und Romance-Fantasy!“ las und den Klappentext auch noch sehr interessant fand, habe ich mich in das Abenteuer eines mit nur 244 Seiten angegebenen Buches gestürzt. Im Laufe der am Anfang noch sehr spannenden Lektüre wurden mir mehrere Dinge klar. Zuerst, dass es nur am Rande wirklich Urban-Fantasy ist und das es sich um den nicht als solchen gekennzeichneten ersten Band einer Reihe handelt (wie viele das werden kann man erst abwarten, da die Autorin gerade erst am 2. Band schreibt). An erster Stelle hätte nicht Urban Fantasy sondern Romance stehen müssen. Der Plot ist mehr oder weniger eine Romeo und Julia Geschichte was ja an sich nichts Schlechtes ist. Leider versinkt man knöcheltief im Kitsch bei den romantischen Szenen. Da ich das Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen habe, stellte ich auch sehr schnell fest, dass die durchweg weiblichen Leserschaft der Runde vor Herzschmerz fast verging und jede Zeile aufsog wie Zewa. Ich bin hier also schlicht und ergreifend falsch gewesen. Nicht mal eine Kennzeichnung als Jugendbuch gibt es was diese jungfräuliche Herzschmerz Tiefenverliebtheit die da endet wo im Groschenroman vermutlich die Kleider fallen erklärt hätte.

Der Schreibstil ist flüssig. Ab der Hälfe der Geschichte als ich mitbekam, dass von Urban wenig kam hat sich dann für mich auch die Spannung verabschiedet. Fast nur die Überschriften der einzelnen Kapitel enthalten das was ich so gerne gelesen hätte: die Aussicht auf eine geheime Gesellschaft unter uns die seit Jahrhunderten unbemerkt unter uns leben und ja was nun eigentlich? Was genau ist denn nun die Aufgabe eines Seelenläufers und warum wird der Großvater der Heldin ermordet? Warum lernt sie im 21. Jahrhundert mit Stecken aufeinander ein zu dreschen statt ihre Bestimmung und Sinn und Zweck der Gemeinschaft kennen zu lernen? Klar, erste Bände sind oft dick, langatmig mit viel Information vollgestopft die es zu verdauen gilt. Hier ist die Autorin ins andere Extrem verfallen. Wenig Info zur verborgenen Welt der Seelenläufer, kurzes Buch und ganz viele kitschige Liebesszenen.

Mein Fazit ist einfach: ich bin hier falsch. Wenn Du jung, weiblich mit einem ausgeprägtem Sinn für romantische Bücher bist und Fantasy nicht so kompliziert sein soll, Du Evermore und Obsidian verschlungen hast bist Du das Zielpublikum.