Rezension

Unterhaltsame Story mit zum Ende hin führender Thrillerspannung

Gottlos - Karin Slaughter

Gottlos
von Karin Slaughter

Bewertet mit 4 Sternen

Abigail Ward – auch Abby genannt - ist verschwunden. Sie wird zufällig in einer Holzkiste vergraben von Chief Jeffrey Tolliver und seiner zukünftigen Frau Sara Linton bei einem Spaziergang durch den Wald gefunden.  Sara ist Gerichtsmedizinerin und wird mit diesem Todesfall genauso nah betraut wie ihr Verlobter Jeffrey. Die Familie Ward besitzt eine große Farm, bei der alle Familienmitglieder involviert sind. Alle arbeiten mehr oder weniger auf der Farm außer Paul Ward, der die rechtlichen Angelegenheiten der Familie und Farm leitet, und in seinem Büro in Atlanta arbeitet. Außerdem lebt Familie Ward nach einer traditionellen konservativen Religiosität, die eher einer Sekte ähnelt. Allerdings möchte die dritte Generation der Familie allmählich aus dieser strengen Lebensweise Schritt für Schritt ausbrechen. Abby und ihre Schwester Rebecca gehören dazu. Wurde Abby Opfer ihrer modernen Denkweise? Warum ist plötzlich Rebecca verschwunden? Ist sie das nächste Opfer? Chief Jeffrey Tolliver steht vor einem schwierigen Fall.

Karin  Slaughter ist eine anerkannte Autorin. Dennoch hat sie mit diesem Thriller nicht hundertprozentig überzeugt da es eher einem Kriminalroman als einem Thriller ähnelt. Lernt man die Familie Ward kennen, so könnte man fast davon ausgehen, es handelt sich um eine religiöse Familie, die den Mennoniten angehören. Frauen werden von den Männern zu Gehorsam und Folgsamkeit erniedrigt, und des Weiteren für die Arbeit im und am Haus sowie auf dem Feld verdammt. Frauen und Mädchen tragen typischerweise lange Röcke, und die Kinder dürfen mit anderen Kindern und Teenagern keinesfalls in Kontakt kommen. Frauen und Mädchen werden häufig zu Opfern. Trotz der strengen Religiosität finden sich in dieser Familie entgegen ihrer Werte und Vorstellungen Konsumgüter wie Alkohol, harte Drogen, Waffen und die Männer besuchen sogar eine Striptease-Bar in ihrem Ort. Die Erzählweise über diese Familie gelang der Autorin im Besonderen, und wird somit unterhaltsam für die Leserschaft. Dadurch, dass Chief Tolliver und seine Kollegin Detective Lena, die selbst schon Gewalt erfahren musste, als Ermittler im Mittelpunkt stehen, wird diese Geschichte eher zum Kriminalfall als zu einem Thriller, obwohl das Verschwinden von Abby im Vordergrund stehen sollte. Aber eher geht es darum, wer der Mörder oder die Mörderin ist. Über die Ermittlungsarbeit und ein wenig Privatleben von Jeffrey und Lena wird hauptsächlich erzählt, wobei das Privatleben beider teilweise eine Rolle in diesem Kriminalfall mitspielt. Spannung steigt eher dann zum Schluss der Geschichte.

Dieser Thriller weist meines Erachtens die Schwäche auf, dass er für mein Verständnis weniger Thrill aufweist als andere übliche Thriller anderer Autoren und Autorinnen. Mir fehlte eine (oder mehr) Spur Spannung. Dennoch bin ich nicht abgeneigt, weitere Bücher von Karin Slaughter zu lesen. Die Familie Ward bietet Zündstoff  zur Unterhaltung und Gesprächsstoff über Religion und modernes Leben.