Rezension

Unverändert hohe Qualität

Das Labyrinth der Spiegel
von Andrea Camilleri

Bewertet mit 5 Sternen

Andrea Camilleri, Das Labyrinth der Spiegel. Commissario Montalbano wagt sich in gefährliche Gefilde, Lübbe 2016, ISBN 978-3-7857-2564-1

 

Der vorliegende Roman mit Commissario Montalbano aus Vigata in Sizilien ist der nunmehr 18. ins Deutsche übersetzte einer Reihe, die ihr Schöpfer Andrea Camilleri, mittlerweile 91 Jahre alt, in Italien schon auf 23 Bände ausgeweitet hat.

 

Ich habe alle bisher erschienenen Bände vom ersten Band „Die Form des Wassers“ bis zum dem aktuellen vorliegenden in Italien zuerst 2011 erschienenen gelesen, und ich muss sagen, dass ich selten in einer Krimireihe (die meisten mit deutlich weniger Bänden) so wenig qualitative Unterschiede gesehen habe wie bei Camilleri.

 

Obwohl die Besetzung bis auf unwesentliche Veränderungen in seinem Ermittlerteam immer gleich bleibt, ist es jedes Mal ein Genuss zu lesen, wie Montalbano etwa seinen Vorgesetzten mit dessen eigenen Mitteln austrickst oder wie sein tolpatschiger Assistent Catarella jeden Namen verwechselt, der ihm unter die Nase kommt.

 

In den letzten Bänden spielt Camilleri immer wieder mit dem Thema Alter. Montalbanos Zwiegespräche mit seinem Alter Ego deren sich immer mehr um seine Vergesslichkeit und seine abnehmende Energie.

Doch dann zeigt sich der auf sie sechzig zugehende Commissario wieder wie im vorliegende Band von seiner besten Seite, lässt sich von ermittlungstechnischen Sackgassen nicht entmutigen und stellt wieder einmal fest, dass seine Libido noch nicht erloschen ist.

 

Doch die Annäherungen seiner schönen und gut gebauten Nachbarin Liliana, denen er auf den ersten Blick nachzugeben scheint, führen ihn im vorliegenden Buch wieder einmal in große Lebensgefahr, denn er gerät mitten in mafiöse Machenschaften.

 

Wie er mit Hilfe seiner Kollegen, hauptsächlich aber durch seine Kombinationsgabe, mit List und mit gut eingesetzter Hilfe seines Journalistenfreuden Nicolo den Fall so löst, dass die Schuldigen die Sache unter sich selbst ausmachen, ist wunderbar spannend und witzig beschrieben. Warum Montalbano allerdings immer noch jeden Abend mit seiner Freundin Livia telefoniert, obwohl er jedes Mal mit ihr in einen  Streit gerät, weiß wahrscheinlich nur Camillieri selbst. Montalbano scheint sie durch die Zeiten aufrichtig zu lieben, obwohl sie sich in diesem Buch gar nicht sehen.

 

Ich habe das Buch im Urlaub an einem schönen Nachmittag auf der Liege in einem Zug ausgelesen. Eine bessere Erholung und Unterhaltung hätte ich mir nicht wünschen können.

 

Auf insgesamt sechs in Italien schon erschienene, aber noch nicht ins  Deutsche übersetzte Bände können sich alle Freunde dieses Commissarios, der nach wie gutes Essen und guten  Wein goutiert, in den nächsten Jahren freuen.