Rezension

Vater und Sohn

Erstaunen -

Erstaunen
von Richard Powers

Bewertet mit 5 Sternen

Die zu Herzen gehende Geschichte eines Vaters der verzweifelt bemüht ist, seinem am Asperger-Syndrom erkrankten Sohn ein lebenswertes Leben zu bieten.

Nach dem Tod seiner Frau Aly muss Theo Byrne seinen 9jährigen Sohn Robin alleine großziehen. Keine leichte Aufgabe für den engagierten Astrobiologen, denn der Junge hat das Asperger-Syndrom. Er ist verhaltensauffällig, leicht reizbar, neigt zu Wutanfällen und dreht durch, wenn etwas nicht nach seinen Vorstellungen läuft. Dabei ist er hochbegabt und interessiert sich brennend für Tiere und Pflanzen und deren Arterhaltung in Zeiten des Klimawandels. Theo weigert sich das Verhalten des Jungen als Krankheit zu sehen und ihm Medikamente zu geben, stattdessen fährt er mit ihm einige Tage in die Smoky Mountains in der Hoffnung, dort Besserung zu erzielen. Wieder zurück in Madison weigert sich Robin zur Schule zu gehen und das Jugendamt droht Theo mit Kindesentzug. Ein Lichtblick bietet sich dem besorgten Vater durch die neuartige Möglichkeit, die Hirnaktivität therapeutisch zu beeinflussen. Tatsächlich zeigt die Behandlung gute Erfolge – bis die Regierung dem Labor die Fördermittel streicht und weitere Experimente verbietet …

Richard Powers, geb. 1957, ist einer der bedeutendsten US-amerikanischen Schriftsteller der Gegenwart. Er ist bekannt dafür, in seinen Werken komplexe naturwissenschaftliche und philosophische Themen zu verarbeiten. Er veröffentlichte bisher sieben Romane - mit „Erstaunen“ schaffte er es 2021 auf die Shortlist des Booker Prize. Der Autor lebt heute in Urbania/Illinois.

Wie in allen seinen Büchern behandelt der Autor auch in „Erstaunen“ wieder brisante, aktuelle Themen. Neben der bewegenden Vater-Sohn-Beziehung ist es eine Liebeserklärung an die Natur - und eine Anklage an die Menschheit über den allzu sorglosen Umgang mit ihr. Wir erfahren, wie ein Astrobiologe sich Leben im Universum auf weit entfernten Planeten vorstellt und lesen kritisch über ein reaktionäres Amerika unter einem Präsidenten, dessen Handlungen uns leider noch allzu gut in Erinnerung sind.

Wie gewohnt schreibt Powers flüssig, präzise und schnörkellos und ist in der Lage, dem Leser auch die kompliziertesten naturwissenschaftlichen Vorgänge  verständlich zu beschreiben. Er erzählt die Geschichte aus Sicht des Vaters, so dass man seine zwischen Hoffnung und Verzweiflung schwankenden Gefühle hautnah miterlebt. Neben Anlehnungen an Greta Thunbergs Aktionen zum Klimaschutz und großartigen Naturbeschreibungen erfährt man auch noch ganz nebenbei Neuigkeiten in Sachen Neurologie und Gehirnforschung.  

Fazit: Ein Buch das ich gerne weiter empfehle, da es eine Fülle von Emotionen beim Leser hinterlässt.