Rezension

Verdrängtes ist nicht verschwunden, sondern schläft im Gedächtnis

Das geheime Lächeln - Bettina Storks

Das geheime Lächeln
von Bettina Storks

Bewertet mit 4 Sternen

„Verdrängtes ist nicht verschwunden. Es schläft in einem toten Winkel unseres Bewusstseins.“

(Zitat aus dem Buch Das geheime Lächeln)

 

Oft saßen sie gemeinsam am Tisch. Ihre Mutter und andere Familienmitglieder von Emilia. Sobald diese nach ihrer verstorbenen Großmutter Sophie fragte, wurde sie mit bösen Blicken und eisigem Schweigen bedacht. Um Sophie ranken sich einige Gerüchte und sie zeigen kein schönes Bild von ihr. Sie habe ihr Kind, die Mutter Emilia namens Pauline, im Stich gelassen, so heißt es, und sei ohne Wort nach Frankreich gegangen.

 

Emilia ist selbstständige Journalistin und arbeitet an Texten, die sie für eine Auktion erstellt. Sie soll die angebotenen Gegenstände möglichst gut beschreiben. Da auch Gemälde dabei sind und sie nicht sicher ist, wie sie diese ins rechte Licht rücken kann, schaut sie sich einen Auktionskatalog an. Plötzlich stutzt sie. Beim Betrachten eines Fotos kommt es ihr vor, als schaue sie in einen Spiegel. So sah sie vor einigen Jahren aus. Das Gemälde wurde um 1930 erstellt und das in Frankreich. Emilia ist sich sicher, dass es sich dabei um das Porträt ihrer Großmutter Sophie handelt. Kurzentschlossen fährt sie nach Frankreich und dort zur Auktion, bei der das Gemälde den Besitzer wechseln soll.

 

Sophia lebte vor ihrem Tod in Frankreich und niemand aus der Familie weiß angeblich, wo das genau war. Als Emilia im Elsass und bei der Auktion ankommt, wird es spannend für sie. Kann sie das Bild ersteigern? Warum ist der Portier des Anwesens, wo die Auktion stattfindet so komisch zu ihr? Später fährt sie noch in die Provence und lernt dort einen verschlossenen älteren Herrn kennen, Jean-Pierre Roch. Kann er ihr bei der Suche nach dem Leben ihrer Großmutter helfen?

 

Neben dem Heute, wo Sophie die Hauptperson ist, erzählt die Autorin auch die Geschichte von Sophie. Sie beschreibt, wie es damals in Paris für sie war, wie sie sich in einen Künstler, den Maler Fugin, verliebte und schwanger wurde. Mehr verrate ich nicht nur das: Ein spannendes Buch, mit viel historischen Fakten. So beschreibt die Autorin den Ort Dieulefit, wo viele Menschen vor den Nazis Zuflucht fanden. Die Dame vom Standesamt dort gab hier unter anderem den flüchtenden Juden eine neue Identität. Es war Jeanne Barnier und ihr Name steht in Yad Vashem und das als „Gerechte unter den Völkern.“ Das hat mich sehr beeindruckt.

 

Die Autorin beschreibt Frankreich so genau und farbenfroh, dass ich mich gedanklich mit ihr auf die Reise begab. Auch die damalige Zeit mit all ihren schmerzvollen Geschehnissen, sind im Buch Das geheime Lächeln beeindruckend festgehalten. Trotz einiger Längen gebe ich eine eindeutige Empfehlung für dieses schöne Buch. Auf dem Cover ist Sophia in jungen Jahren abgebildet. Sie trägt den Mantel in der Farbe Petrol, den sie damals geschenkt bekam. Sie schaut über die Schulter zurück. Was mag sie wohl sehen? Ist es vielleicht ihre Tochter Pauline, die sie in Deutschland zurückließ?