Rezension

Das Geheimnis der Vergangenheit - Die Geschichte eines Porträts

Das geheime Lächeln - Bettina Storks

Das geheime Lächeln
von Bettina Storks

Bewertet mit 5 Sternen

Paris im September 1939. Der Prolog beginnt ruhig und harmonisch. Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Sicht von Emilia in der Gegenwart erzählt, die Vergangenheit von Sophie. Sie ist die Großmutter von Emilia, die sie nie kennengelernt hat. Und die Mutter von Pauline, Emilias Mutter.
Sophie und Pauline sind Persönlichkeiten, die schweres durchmachen mussten. Aber auch Emilias Weg war und ist nicht einfach. Jede von den drei Frauen geht damit auf ihre eigene Weise um. Die Autorin Bettina Storks arbeitet mit verschiedenen Zeitebenen , die in der Geschichte wechseln. Hinzu kommt noch eine weitere Charaktere, Jean-Pierre. So verliert der Leser nicht den Faden, erhält den Einblick in die Anfänge und nimmt teil am Leben der Protagonisten. Die Verbindung zwischen den Zeitebenen und den Protagonisten ist ein kleines Gemälde, ein Porträt.
Emilia sitzt an einer Auftragsarbeit. Nachdem sie Jahre in einer Redaktion gearbeitet hat, ist sie nunmehr freiberuflich tätig. Der vorliegende Auftrag für eine Kunstauktion erfordert ebenso noch eine Übersetzung ins Französische. Da fällt ihr Blick auf ein Porträt - Frau im Schatten. Sie hält die Luft an. Die Frau auf dem Bild, sie sah so aus wie sie in jungen Jahren. Hinweis zum Bild war, dass es aus den 1930er Jahren war, Sophie Langenberg. Ihre Großmutter. Signiert von dem Künstler Paul-Raymond Fugin. Nur wenig wußte Emilia über das Leben ihrer Großmutter. Ihr war bekannt, das diese in jungen Jahren nach Paris gegangen war, dann wiederum für kurze Zeit wieder in Deutschland und danach zurück nach Paris. Ihre Mutter Pauline konnte sie nicht fragen, denn deren Seelenzustand war derzeit sehr labil. Nur zufällig hatte Emilia bei dem Umzug der Mutter in deren Unterlagen eine Besitzurkunde gefunden, die aus dem Jahr 2016 datiert war. Pauline war nun mehr Besitzerin eines Häuschen im Luberón, Sophies letzter Wohnsitz.

Wenn ein Stein erst einmal ins Rollen kommt, ist er nicht aufzuhalten. Wie in der Geschichte. Über den Kauf des Porträts, dem Unbekannten auf der Auktion und die innere Unruhe bringen Emilia dazu, nach Frankreich zu fahren. Hier will sie der Sache auf den Grund gehen. Aber auch sich selbst im Klaren darüber werden, wie es mit ihr und ihrer Ehe weiter gehen soll. Zu groß war der Bruch zwischen ihr und Vladi durch seinen Seitensprung. Nach so langer Ehe, die beiden Söhne waren erwachsen, stand Emilia sich in vielen selbst im Weg und musste aufpassen, nicht von sich selbst überrollt zu werden.

Zu Emilias Suche wird dem Leser der direkte Einblick in die Vergangenheit gewährt. Es erwartet ihn eine gefühlvolle, aber auch nachdenklich stimmende Geschichte. Teile der Vergangenheit, wieder einmal als geschichtlicher Hintergrund die dunkelste Zeit in der deutschen Geschichte werden durch Emilias Recherchen in der Gegenwart teils vorweggenommen und füllen die Erzählteile durch diese mit Leben. Nach und nach legt Emilia die Puzzleteile frei.
Die Charaktere wirken sehr authentisch und gut durchdacht. Emilia wirkt von Beginn an nicht unsympathisch und man ist gespannt, mehr von ihr aber auch dem Leben der Großmutter Sophie zu erfahren. Emilias Suche nach der Lösung der Familiengeschichte ist aber auch eine Reise zu sich selbst.
Die Geschichte ist am Ende rundum abgeschlossen.Das Cover ist ein Hingucker - wirklich gut durchdacht - vom M otiv her passender Bezug zu Paris, den Anfängen.

Mich hat beeindruckt, wie realistisch Bettina Storks wiederum ihre Protagonisten konzipiert hat. Ebenso der Ablauf der Geschichte mit seinem "unsichtbaren" roten Faden. Die Schauplätze waren sehr eindrucksvoll geschildert, so dass man sich dieses alles bildhaft vorstellen konnte.

Wer schon zuvor die Bücher von der Autorin Bettina Storks gelesen hat, weiß um den Erzählstil, ihrer Sprache und Schreibweise. Mit "Das geheime Lächeln" hat sie eine ergreifende Familiengeschichte geschrieben. Ich habe jede Seite dieser Geschichte genossen. Gegenwart und Vergangenheit fließen harmonisch ineinander. So erschließt sich die Geschichte.
Eine Lesereise, die ich nicht missen möchte.