Rezension

Verkopft

Detransition, Baby -

Detransition, Baby
von Torrey Peters

Bewertet mit 3 Sternen

Reese möchte unbedingt Kinder. Das ist als ledige trans Frau allerdings alles andere als einfach. Mit ihrer Ex-Partnerin Amy war sie kurz davor sich den Kinderwunsch zu erfüllen, doch dann entschied sich Amy – ebenfalls eine trans Frau – wieder zum Mann zu detransitionieren und die beiden trennten sich. Reese ist auch nach drei Jahren noch nicht ganz über die Trennung hinweg, als Amy, nun Ames, sich aus heiterem Himmel bei ihr meldet. Und wieder geht es um ein Baby und um einen Plan, der gleich drei Menschen die Elternschaft ermöglichen soll.

Keine Frage; Torrey Peters Debütroman klingt absolut spannend! Der Alltag von trans Frauen, neue Konzepte der Familienplanung und natürlich – es steckt ja schon im Titel – das große Thema Detransition. Nur leider hält der Roman nicht ganz, was er verspricht. Gerade im ersten Drittel hält Peters sich endlos mit ungesunden Beziehungen, Gewalt, Sex, Vulgarität, trans Frauencliquen und noch mehr Sex auf. Dazwischen sind ein paar interessante Gedanken zu Geschlechtsidentität versteckt aber wirklich interessiert hat mich die Geschichte erst im zweiten Drittel, als Peters aus Amys Sicht beschreibt, wie sie sich vor der Transition und in der Beziehung mit Reese gefühlt hat.

Generell hat mir Amy bzw. Ames als Figur mit Abstand am besten gefallen. Ihre Gefühle sind anschaulich Geschildert, ihre Story ist interessant und vor allem ist sie sympathisch. Das kann man von den anderen Figuren nämlich nicht unbedingt behaupten. Besonders Reese fand ich oft einfach furchtbar, sodass ich mich nicht dazu überwinden konnte mich für ihre Probleme zu interessieren.

 

Teilweise legt Peters Reese so sonderbare Ansichten in den Mund, dass ich nur erstaunt den Kopf schütteln konnte. Beispielsweise sinniert Reese über das „Inzest-Tabu“, das ihrer Meinung nach wegen der „verwirrenden, sexy, schmerzlichen, befriedigenden und seltsamen Dynamik“ da ist, die zwischen Verwandten in einer sexuellen Beziehung herrscht. What the f**k ist das bitte für ein Schwachsinn?!

Auch das stetige Kräftemessen, wer nun mehr leidet: Eine trans Frau die Diskriminierung ausgesetzt ist und kein Kind bekommen kann oder doch eine cis Frau mit BIPOC Wurzeln, die ein Kind verloren hat? Das war nicht meins.

Zusammengefasst bestand der Roman für mich aus Mutterschaft, Befindlichkeiten und Sex. Liebend gern hätte ich nur Amys Geschichte gelesen. Die hatte durchaus Potential aber der Rest konnte mich nicht packen. Zu erschlagen war ich vom omnipräsenten und meines Erachtens komplett überbewerteten Sexleben der Figuren und der Verkopftheit des ganzen Romans. Eine tolle und aktuelle Grundidee, die für mich an der Umsetzung gescheitert ist.