Rezension

Verliert gegen Ende

Das Geheimnis der Äbtissin - Johanna M. Jakob

Das Geheimnis der Äbtissin
von Johanna M. Jakob

Bewertet mit 3 Sternen

Johanna Marie Jakobs historischer Roman „Das Geheimnis der Äbtissin“ entführt den Leser in das Hochmittelalter und hält ihn dort durch ihre lebendige, flüssige Sprache, gut konstruierte Figuren und eine spannende Handlung gefangen.

Gerade die ersten 200 Seiten haben mir wirklich richtig gut gefallen und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Judith, die Protagonistin und spätere Äbtissin mit gewichtigem Geheimnis, wird in ihrem Umfeld sehr lebendig und sympathisch beschrieben. Wenn auch andere Figuren neben ihr vergleichsweise etwas blass bleiben, kann man mit ihr richtig mitfiebern.

Im Laufe der Romanhandlung vergehen aber dann leider immer schneller immer mehr Jahre und ich habe dadurch etwas den Bezug zu Judith verloren. Sie wird immer älter (gerade für mittelalterliche Verhältnisse) und dadurch habe ich als Leser plötzlich das Identifikationspotenzial verloren. Teilweise wurde die Handlung außerdem durch für meinen Geschmack zu lange Beschreibungen unterbrochen. Auch die Spannung, die durch den zentralen Konflikt, ihr Geheimnis, entsteht, konnte für mich nicht bis zu Ende gehalten werden. Ein letzter Kritikpunkt wäre, dass sich die Figuren, gerade Judith, obwohl sie doch so viele Lebensjahre im Roman verleben, nicht wirklich verändern. Man hat am Ende nicht den Eindruck als hätten sie etwas dazu gelernt oder sich durch Lebenserfahrungen geändert.

Puh, das klingt jetzt viel schlimmer und negativer, als ich das Buch empfunden habe!

Ich habe mich wirklich gut unterhalten gefühlt und habe den Roman gerne gelesen. Oft hatte ich das Geschehen bildlich vor Augen und war gespannt, wie es weitergeht. Viele sympathische Figuren wachsen einem ans Herz und man hofft, dass die „Bösen“ scheitern. Gerade die medizinische Verwendeung von Kräutern und die Behandlung von Krankheiten / Verletzungen erschienen sehr authentisch und die Autorin scheint sich hier, wie auch insgesamt die Mühe gemacht zu haben, fundiert zu recherchieren. Man hat als Leser das Gefühl, das Mittelalter zu sehen, wie es war. Außerdem war die Handlung nicht vorhersehbar und viele Wendungen, beispielsweise der Tod mancher Figuren, die man mag, treffen einen recht unvorbereitet.