Rezension

Verschenktes Potential

Sie zu strafen und zu richten - Luke Delaney

Sie zu strafen und zu richten
von Luke Delaney

Bewertet mit 3 Sternen

„Sie zu strafen und zu richten“ ist der 4 Teil einer Reihe um DI Sean Corrigan. Ich habe den Thriller ohne Vorkenntnisse in der Reihe gelesen, leider werden immer wieder Anspielungen und Verknüpfungen zu den alten Fällen gezogen, so dass sich der unwissende Leser schon fragt, was denn da vorgefallen ist.

Das Cover ist genauso wie der 2. Und 3. Teil der Reihe gehalten, wodurch die Bücher auch eine optische Verbindung erhalten. Der erste Band weicht leicht noch leicht ab. Der Hintergrund wirkt von der Farbe her wie ein heller Stein, auch die Unebenheiten erinnern an einen solchen. Die Verfasserangabe variiert bei den 3 Büchern der Reihe farblich. Bei „Sie zu strafen und zu richten“ ist sie in orange gehalten, die Titelangabe ist bei allen drei Büchern in Anthrazit bis Schwarz abgedruckt. Alle Textangaben stehen in Majuskeln auf dem Buch. Lediglich die abgedruckte Genrebezeichnung wird „Rechtschreibkonform“ mit einer Majuskel begonnen und mit Minuskeln fortgesetzt. Den Rand des Covers bildet ein schwarzer Rahmen, der nach innen verwischt. Meines Erachtens passt dieser Stil sehr gut zu diesem Genre, da er bereits unruhig und „unglatt“ wirkt, so wie die Täter agieren und die Ermittlungen zumeist verlaufen.

Der Text ist flüssig zu lesen, allerdings sind einige Längen in der Spannung aufzufinden, die es einem dann schwerer machen, dranzubleiben. Manche Sätze sind sehr lang gehalten, sodass man sich beim Lesen konzentrieren muss. Auch wirkt die Handlung leider zum Teil sehr konstruiert. Ob diese Schwierigkeiten der Übersetzung geschuldet sind oder dem Stil von Delaney entsprechen, kann ich leider nicht beurteilen.

An manchen Stellen wurden Handlungsstränge angerissen, die sich spannend hätten entwickeln können und andere, die fehl am Platz wirkten. Aufgelöst wurden diese leider nicht. Dadurch waren so manche Zeilen leider komplett überflüssig und man fragt sich, weshalb hier überhaupt drauf eingegangen worden ist. Auch hierbei kann es sein, dass das durch Kenntnis der gesamten Reihe oder durch eventuell folgende Bände schlüssiger wird.

Die Charaktere sind manchmal etwas schwierig zu verstehen, was aber durchaus daran liegen kann, dass ich keine Vorkenntnisse aus den vorherigen Bänden hatte. Corrigan wirkt sehr ehrgeizig, was aber als Detective mit Sicherheit nicht verkehrt ist. Allerdings ist es wohl eher unvorteilhaft das Private zu vernachlässigen, denn ein Ausgleich ist gerade in diesem belastenden Beruf nötig. Er stellt sich hier nicht unbedingt als Sympathieträger dar.
Bei seinem Kollegen Donelley ist es sehr gelungen, dass die schottische Abstammung sich regelmäßig durch den Sprachgebrauch deutlich macht. Der Journalist Jackson wirkt ebenso ehrgeizig, genau wie der Assistant Commissioner Addis. Hier prallen diverse Persönlichkeiten mit ihren eigenen Interessen aufeinander, dass dies nicht auf Dauer gut geht ist nur natürlich. Ebenso muss man zwischenzeitlich doch sehr an Jacksons Verstand zweifeln, da seine Handlungen nicht gerade durchdacht sind.

Corrigan ist unter Druck: Ein Killer ist hinter Mitarbeitern der Finanzbranche her. Vor laufender Kamera straft er sie für die Finanzkrise, die viele Bürger persönlich betroffen hat. Die Bürger mussten als Kunden der Banken Verluste hinnehmen,  während den Mitarbeitern dennoch große Boni ausgezahlt wurden. Für diese Ungerechtigkeiten lässt der Killer über die von ihm auserwählten richten. In der Jury sitzen alle Zuschauer, die den Stream verfolgen.
Als ob dieser Fall an sich nicht genug wäre, macht der Vorgesetzte Dampf. Die Finanzbranche leidet unter den Vorgehen, Angst bremst sie. Der Fall soll schnell gelöst werden. Ein Anliegen, dass auch aus der Politik an den Assistant Commissioner herangetragen wird. Um seinen DI zu kontrollieren schleust er daher eine Psychologin in das Team ein, welche die Teammitglieder auch bereits kennt. Man merkt, dass verschiedene Personen im Team noch eigene Probleme haben, die sie aus den Ermittlungen nicht vollständig heraushalten können. Sie sind auch „nur“ Menschen, Vergangenheit und das Umfeld können sie beeinflussen.

 „Sie zu strafen und zu richten“ ist ein Thriller mit Stärken und Schwächen. Ohne die Vorbände zu kennen, können die Charaktere und Handlungen manchmal schwer nachvollziehbar sein. Dennoch ist der Fall an sich sehr gut ausgearbeitet und fesselnd. Es wird mit der öffentlichen Jury der kleine Voyeur in den Menschen angesprochen. Durch eben diesen Erzählstrang regt der Thriller aber auch sehr dazu an, selbst zu reflektieren und zu überlegen, wie man selbst handeln würde. Das Buch hat eindeutig Potential, war aber leider nicht völlig überzeugend. Auch ist es als Reihenteil nicht gut alleine zu lesen. Daher nur drei Sterne.